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Porträt Wolfgang Emanuel Schmidt

Ein Bayern-Fan in Berlin

Einst spielte Wolfgang Emanuel Schmidt am ersten Pult im Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin – heute duelliert sich der 45-Jährige als Solist allenfalls noch mit Kollegen …

vonChristoph Forsthoff,

Mstislav Rostropowitsch strich dem kleinen Jungen liebevoll über das Haar. „Du wirst mal ein großer Cellist werden“, prophezeite „Slawa“ in seinem liebevoll-väterlichen Ton, um dann dem Achtjährigen den Autogrammwunsch zu erfüllen. „Danach wollte ich mir nicht mehr den Kopf waschen“, erinnert sich Wolfgang Emanuel Schmidt lachend an seine erste Begegnung mit dem berühmten Musiker in Heilbronn. „Meine Eltern haben mir dann ein Haarbüschel abgeschnitten – das hat bis heute seinen Ehrenplatz in einem Fotoalbum.“

Nun mag der legendäre Cellist in seiner impulsiv-herzlichen Art manchem Kind solch schöne Worte mit auf den Weg gegeben haben, doch im Falle des Buben aus dem Breisgau hat sich die Prophezeiung tatsächlich erfüllt: Nicht nur, dass Schmidt 1994 beim Internationalen Rostropowitsch-Wettbewerb unter dem Vorsitz seines Namensgebers gleich zwei Preise gewann, der Meister nahm den kleinen Jungen von einst später höchst selbst unter seine Fittiche. „Drei Jahre lang bin ich ihm nachgereist, und wir haben zusammen zahlreiche Werke erarbeitet.“

Kompromisslösung Cello

Dabei hatte der kleine Wolfgang eigentlich Kontrabass spielen wollen: Das riesige Instrument faszinierte den Erstklässler – die Größe, das viele Holz, die tiefen Klänge … „Doch ich war damals für mein Alter eher klein – zu klein für den Kontrabass“, erzählt der 1,90-Meter-Mann lachend. „Also habe ich mich mit meinen Eltern auf das Cello geeinigt.“ Ein Kompromiss, den Schmidt indes nicht nur ob seines späteren Erfolgs nie bereuen sollte, hat er doch rasch die einzigartige Schönheit des Instruments erkannt: „Das Cello kommt der menschlichen Stimme sehr nah – man kann wunderschön auf ihm singen und sich dabei vom Bass-Fundament bis in die höchsten Lagen aufschwingen.“

Der Preise-Sammler

Und obendrein auf die höchsten Podeste: In seinen Anfangsjahren spielte der Badener nämlich so viele Wettbewerbe wie kaum ein anderer Kollege. „Ein wunderbares Mittel, um ein breites Repertoire zu lernen“ seien diese musikalischen Konkurrenzen gewesen – „und man kniet sich mehr in ein Werk hinein als sonst im Studienalltag“. Dass der leidenschaftliche Fußballer dabei anfangs nicht die Gunst der Jurys erringen konnte, stachelte ihn eher noch an: „,Beim nächsten Mal zeige ich es denen aber‘, habe ich dann gedacht“, erinnert sich Schmidt. Ein sportlicher Ansatz, der ihm 1992 beim Internationalen Wettbewerb „Pacem in terris“ in Bayreuth den ersten in einer langen Reihe von Preisen bescherte. Angesichts der eigenen „Titel-Sammlung“ beantwortet sich da die Frage nach seinem Lieblings-Fußballclub fast von allein: „Ich bin ein großer Fan des FC Bayern …“

Dass es den Wahl-Berliner dennoch in die Hauptstadt verschlagen hat, liegt am hiesigen Rundfunk-Sinfonieorchester: Zehn Jahre lang teilte er sich dort bis 2007 mit Michael Sanderling die Stelle als erster Solo-Cellist. „Eine Zeit, die ich nicht missen möchte“, blickt  Schmidt zurück – und das nicht allein, weil in diesem Jahrzehnt hier drei seiner vier Kinder das Licht der Welt erblickten. „Es war eine wunderbare Gelegenheit, um Erfahrung zu sammeln und vor allem auch das Wissen, wie ein Orchester funktioniert.“ Und so bestehen viele Freundschaften aus jenen Jahren bis heute, ist es eben nicht der floskelhafte Solisten-Satz, wenn er mit Blick auf sein Gastspiel erklärt: „Es ist mir eine große Ehre und Freude, denn das Rundfunk-Sinfonieorchester ist mir sehr ans Herz gewachsen.“

Duell mit Bogen und Saiten

Fast so wie der Kollege Jens Peter Maintz – und das, obgleich sich die beiden Cellisten seit mehr als 20 Jahren auf offener Bühne duellieren! Indes ein Zweikampf ohne Tote – „wir sind eng befreundet und auch gegenseitig Patenonkel unserer Kinder“ – dafür mit ein wenig Klamauk, vor allem aber musikalisch auf ebenso originellem wie hohen Niveau: „Cello Duello“ heißt ihr Ensemble, das sie 1991 als Schüler von David Geringas als Spaß für ein Konzert ersannen – und das sich dann nicht zuletzt ob der Originalität ihrer Bearbeitungen als bis heute andauernde Erfolgsgeschichte entpuppte. „Vor allem aber ist es das einzige Duell, das seit über zwei Jahrzehnten keine Opfer nach sich zieht …“ Ihr Lieblingsarrangement stammt übrigens von Ennio Morricone: „Spiel mir das Lied vom Tod …“

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