„Positiver Wahnsinn und wahnsinnig positiv“, beschreibt Johannes Mnich seine Aufgaben als neuer Intendant der TauberPhilharmonie in Weikersheim. Der futuristische Bau am westlichen Tauber-Ufer soll ab Mitte Juli neuer Mittelpunkt für die Kulturszene des Main-Tauber-Kreises werden. Keine leichte Aufgabe für den Kulturmanager und Pianisten, denn der Eröffnungssommer soll die gesamte Region mit einbeziehen. „Letzten Herbst bin ich mit dem Elektroauto in die insgesamt achtzehn Kommunen gefahren und habe meine Idee vorgestellt“, erzählt er freudig. Er suchte bewusst den persönlichen Kontakt, hat vermittelt, begeistert und auch das ein oder andere Vorurteil aus dem Weg geräumt. Der Aufwand hat sich gelohnt, denn nun ist jede Gemeinde Patin für eine der achtzehn Veranstaltungen und das große Foyer der TauberPhilharmonie wird zum Ausstellungsort, in dem die gesamte Vielfalt der Region und jeder einzelne Ort dargestellt ist.
Nachhaltigkeit und Weitsicht spielen nicht nur für den Intendanten eine große Rolle, sondern waren auch beim Bau sehr wichtig. Das Konzerthaus bildet als Gebäudeskulptur an der romantischen Straße zwischen Rothenburg ob der Tauber und Tauberbischofsheim ein Gegenstück zur historischen Stadtsilhouette von Weikersheim. Die Idee zu den zwei ineinander verschachtelten kubischen Gebäuden aus Holz, Beton und viel Glas hatte das Münchener Henn Architekten-Team, das zum ersten Mal ein Konzerthaus geplant hat und mit seinem ästhetischen Gesamtkunstwerk beim Architektur-Wettbewerb überzeugen konnte.
Konzerthaus mit besonderen Aufgaben: die TauberPhilharmonie
Nun ist Weikersheim bereits durch die Jeunesses Musicales Deutschland sowie ihre große Musikakademie im Schloss als Musikstadt bekannt, doch bisher war der einzige größere Aufführungsort für ein Orchester die ehemalige Stadthalle. Der Bau eines Konzert- und Veranstaltungshauses – und nicht etwa einer erneuten Mehrzweckhalle – wurde beschlossen und erscheint in diesem Kontext konsequent. Doch gleichzeitig ist es für eine Stadt mit 8.000 Einwohnern auch ein mutiges Vorhaben. Mnich ist optimistisch: „Ich bin sehr guter Dinge, dass wir mit der TauberPhilharmonie ein Alleinstellungsmerkmal in der Region bekommen und für Furore sorgen werden, allein schon durch die Programmvielfalt und die hervorragende Akustik.“ Denn darauf ist der Intendant besonders stolz und erklärt euphorisch: „In unserem 600 Plätze großen Konzertsaal sind 1.300 individuelle Eichenholzpaneele verklebt, die eine optimale Akustik schaffen, und hinter der Bühne haben wir sogar einen Akustikvorhang, mit dem wir den Nachhall auf Knopfdruck verändern können.“
Jeunesses Musicales Deutschland ist gleichzeitig Hauptmieter der TauberPhilharmonie. Etwa 120 Tage pro Jahr sind so bereits fix gebucht für Proben, Aufführungen und Nachwuchsförderung. „Die TauberPhilharmonie soll ein Haus für alle werden, aber kein Haus für alles“, sagt Mnich entschieden. „Es ist zum Einen eben ein Konzerthaus, nimmt zum anderen aber auch die Funktion einer Stadthalle für die Gemeinde wahr.“ Auf gar keinen Fall soll das neue Haus eine „Abspielstätte“ werden, sondern durch ein ausgewogenes Programm mit großer Vielfalt und vor allem Qualität punkten.
Ein Blick in die kommende Spielzeit bestätigt das Konzept: Die Bandbreite reicht vom klassischen Kammermusikabend über Kabarett bis hin zum abgedrehten Techno-Blasorchester. Am Tag der Hauseröffnung verwandelt das „Orchester im Treppenhaus“ die ganze TauberPhilharmonie zur Bühne – vom Konzertsaal bis zur Catering-Küche. Zur feierlichen Galaeröffnung im September spielt das Bundesjugendorchester, das als Flaggschiff-Orchester der Jeunesses Musicales der beste Botschafter für die TauberPhilharmonie und Weikersheim ist und für das kommende Jahr ist neben Konzerten auch bereits ein Wochenende zum Thema Nachhaltigkeit sowie ein regionales Festival geplant. Gemeinsam mit seinem kleinen Team will der Intendant keinen Status quo erreichen, sondern mit immerwährender Neugierde ein ausgewogenes Programm gestalten, für das er sich besonders den Rückhalt aus der Gemeinde wünscht. „Wir gehen dieses Wagnis zusammen ein“, findet Mnich. „Und am Ende haben wir doch alle etwas davon.“