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Sommerreihe: Starke Frauen – Keiko Abe

Neue Klänge im Konzertsaal

Die japanische Komponistin Keiko Abe ist nicht nur eine virtuose Marimba-Spielerin, sie machte das Instrument dank ihrer zahlreichen Kompositionen auch zu einem beliebten Soloinstrument in den Konzertsälen

vonIrem Çatı,

Europa zu Beginn des 20. Jahrhunderts: viele Komponisten wenden sich mehr und mehr von den romantischen Idealen in der Musik ab und suchen nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten. Bereits Komponisten wie Claude Debussy hatten schon früher Einflüsse aus fremdländischen Kulturen in ihre Werke einfließen lassen. Doch nicht nur neue Stilrichtungen erregen das Interesse der Tonkünstler, sie experimentieren auch zunehmend mit neuen Instrumenten und rücken damit Violine oder Klavier als klassische Soloinstrumente in den Hintergrund.

So erlebte auch das Marimbaphon – kurz Marimba – einen ganz neuen Aufschwung. Ursprünglich in Afrika entstanden, fand das Schlaginstrument seinen Weg über Lateinamerika bis in die europäischen Konzertsäle. Paul Creston schrieb 1940 das früheste Konzert für Marimba. Richtig durchsetzen konnte sich das Instrument aber erst nach 1980, was vor allem einer Komponistin aus Japan zu verdanken ist: Keiko Abe.

Keiko Abe machte die Marimba einem breiten Publikum bekannt

Keiko Abe
Keiko Abe © Yamaha/gemeinfrei

1937 geboren, erlernte die junge Keiko als Kind das Klavier- und Xylophonspiel und wechselte mit zwölf Jahren zur Marimba. Bereits ein Jahr später gewann sie einen Talentwettbewerb der japanischen Rundfunkgesellschaft NHK und trat regelmäßig im japanischen Radio als Virtuosin auf. 1962 gründete sie mit zwei Kommilitoninnen das Xebec Marimba Trio, in dem sie zunächst kommerzielle Pop- und Volksmusik sowie leichte Klassik spielte. Später wechselte sie in die zeitgenössische klassische Musik, komponierte Werke für ihr Instrument und schaffte es so, die Marimba als ein ernstzunehmendes Soloinstrument zu etablieren.

Einem größeren Publikum in Japan wurde Keiko Abe vor allem durch ihre Fernsehsendung bekannt, in der sie Schulkindern das Xylophon-Spiel beibrachte, sowie durch ihre eigene Radiosendung „Good Morning Marimba“. Gleichzeitig wurde sie auch zu Rate gezogen, die Marimba zu verbessern und weiterzuentwickeln. Dank ihrer Anregungen wurde das Instrument von vier auf fünf Oktaven erweitert. Diese Form gilt heute als Standard für alle Solisten. “Diese Veränderung hat die Vorstellungskraft vieler Komponisten beeinflusst und sie in der Komposition für Marimba inspiriert. Ich habe gleich gefühlt, dass diese neue Art von Marimba alle musikalischen Ansprüche erfüllen kann. Das macht mich sehr glücklich!”, sagt Keiko Abe über das von ihr für Yamaha entwickelte Instrument.

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Wegweiserin für die Marimba

Keiko Abes Arbeit war wegweisend für den heutigen Stand der Marimba. Nicht nur mit ihrem Spiel, in dem sie technische Virtuosität mit gefühlvoller Tiefe verbindet, fungiert sie als Vorbild, auch ihre Kompositionen eröffnen bis heute zahlreichen Marimba-Spielern und Percussion-Ensembles neue Möglichkeiten in Spiel und Fertigkeit. Sie gehören mittlerweile zu den Standards der Marimba-Literatur und sind in Konzerten auf der ganzen Welt zu hören. Daneben hat Keiko Abe viele Werke für das Instrument bei zeitgenössischen Komponisten in Auftrag gegeben, von denen einige Abe ihre Kompositionen auch widmeten.

Hören Sie hier „Prism for Marimba“ von Keiko Abe:

https://youtu.be/58h2e_8Z-HY

 

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