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Saxofonistin Asya Fateyeva im Porträt

Wie ein Chamäleon

Die klassische Saxofonistin Asya Fateyeva wirbt für den vielseitigen Klang ihres Instruments

vonChristian Schmidt,

Es kann klagen, es kann auftrumpfen, es kann lyrische Melodien bis ins Mark dringen lassen, aber es kann auch unheimlich nerven – leider ist letzteres Vorurteil häufig das bestimmende, wenn es um das Saxofon geht. In Kaufhäusern, Aufzügen und anderer Nebenbeimusik ist das 1840 erfundene Instrument, das trotz seiner Messingbauweise wegen des Rohrblatts zur Familie der Holzbläser gehört, allgegenwärtig. Im Jazz haben unzählige renommierte Solisten dem Saxofon ein lärmendes, grooviges Image verpasst.

Dass das Saxofon ursprünglich in der Klassik zu Hause war, aber kaum Zeit hatte, sich dort durchzusetzen, ist eher wenig bekannt. Da es von dem Franzosen Adolphe Sax konstruiert wurde, ist es kein Zufall, dass Georges Bizet, Maurice Ravel, Claude Debussy und einige andere seiner Landsleute als erste die lyrischen Qualitäten des Instruments für sich nutzten. Auch Richard Strauss erkannte die Wandelbarkeit des edlen Timbres. Doch bis heute steht in den Partituren, dass bei Nichtverfügbarkeit das Saxofon durch Klarinetten zu ersetzen sei, was zeigt, dass es in die klassische Orchesterbesetzung nie Einzug gehalten hat; maximal als zweites Pflichtinstrument wird es heutzutage von Klarinettisten verlangt.

Noch immer kein fester Bestandteil der Klassik

Asya Fateyeva
Asya Fateyeva © Gregor Hohenberg

Asya Fateyeva, mit gerade einmal 27 eine der wenigen aufstrebenden Solistinnen auf dem Saxofon, will diesen Mangel beheben. „Mein Instrument ist nicht zu schlecht für den sinfonischen Klang, es ist einfach nur zu jung“, sagt die auf der Krim geborene Kos­mopolitin mit Verve. „Adolphe Sax hat damals schon eine erste Klasse am Pariser Konservatorium geleitet, die aber aus Geldmangel eingestellt wurde“, berichtet Fateyeva. Die Zeiten haben sich also gar nicht geändert. „Wegen ihrer klanglichen Vorprägung ha­ben die Leute sofort einen Klang im Kopf, das Saxofon gehöre gar nicht in die Klassik, das ist ein bisschen lustig.“ Also will Fateyeva, die Jazz zwar gerne hört, aber für völ­lig andere Musik hält („weil dort äußerst unterschiedliche Klangvorstellungen herr­schen“), etwas Neues anbieten. Weil es nur wenig originale klassische Sololiteratur gibt, möchte sie neue Werke in Auf­trag geben und adaptiert flei­ßig berühmte Solostücke für ihr Instrument, von denen sich allerdings nicht alle eig­nen: „Verliert das Werk durch die Neubesetzung an Substanz, mache ich es nicht.“

Die Gewinnerin zahlreicher Wettbewerbe – 2014 gewann sie etwa als erste Frau beim renommierten belgischen „Concours International Adol­phe Sax“ einen Preis – kam eher zufällig zum Saxofon. „Ich ha­be mit Klavier angefangen, als ich sechs Jahre alt war. Obwohl meine Eltern selbst nicht viel mit Musik zu tun hatten, un­terstützten sie mich, wo sie konnten. Als ich zwölf war, hat sich mein Vater selbst ein Saxo­fon gekauft, ich habe es pro­biert und war sofort davon fasziniert, wie man mit Luft einen Klang erzeugen und un­terschiedlichste Stimmungen hervorrufen kann“, erinnert sich Asya Fateyeva schmun­zelnd. „Dann habe ich es ihm weggenommen und wollte stu­dieren.“ Über Stationen in Moskau, Köln, Paris und Lyon kam sie schließlich nach Ham­burg, wo sie ihren Master­abschluss machte. Nach ihren frühen Wettbewerbserfolgen erhielt sie nicht nur zahlreiche Stipendien, sondern spielt seitdem auch regelmäßig mit großen Orchestern.

Asya Fateye­va: Klänge, die man dem Saxofon gar nicht zutraut

Inzwischen wirbt Asya Fateye­va fast schon missionarisch für die Qualitäten ihres Instru­ments. „Das Saxofon wirkt fast wie ein Spiegel meiner Seele. Es ist sehr vielseitig und gera­dezu chamäleonhaft anpas­sungsfähig.“ So würden sich manche Menschen im Publi­kum oft wundern, wenn sie das Instrument hören, weil sie dem Saxofon so unterschied­liche Klänge gar nicht zuge­traut hätten. Einen zusätzli­chen Vorteil birgt die Vielfalt der unterschiedlich hoch ge­stimmten Instrumente: Zwi­schen Sopran­ und tiefster Basslage sind alle Register vertreten. „Das ist wie eine Großfamilie“, lächelt Asya Fa­teyeva, „aber ich bin keine alleinerziehende Mutter.“

Asya Fateye­va bei den Aufnahmen zu ihrem aktuellen Album „Bachiana“:

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