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Pianist Nelson Goerner im Porträt

Große Emotionen entfesseln

Zum 100. Todestag von Debussy widmet sich Nelson Goerner dessen Images und Études

vonElisa Reznicek,

Nelson Goerners Bescheidenheit ist sprichwörtlich. Zurückhaltend, höflich und feinsinnig wirkt der 48-Jährige, heißt es durch die Bank weg. Wie ein guter Zuhörer und angenehmer Mensch, mit dem man gerne über die Musik spricht, die ihm so viel bedeutet. Doch da ist noch mehr, wie als eine der Ersten Martha Argerich erkennt. Sie trifft und hört den jungen Musiker, der damals mitten in der Vorbereitung des Franz-Liszt-Wettbewerbs steckt, Mitte der achtziger Jahre in Buenos Aires. Er sichert sich schließlich nicht nur den Sieg bei der Competition und ein Stipendium in Genf, sondern kann auch die große Pianistin für sich einnehmen.

Argerich holt den Argentinier nach Europa, wo er bis heute lebt. Dort arbeitet er auf ihre Empfehlung hin zunächst mit Busoni-Schülerin Maria Tipo – etwas, das ihm seine Eltern nie hätten ermöglichen können, wie Goerner einmal preisgibt. „Natürlich weiß ich, dass ihr Name ein Türöffner für einen jungen Pianisten wie mich war“, betont der Musiker in einem Interview mit Seen and Heard International. „Doch ich war und bin mir sicher, dass du nur etwas erreichen kannst, wenn es aus dir selbst kommt und auf deinen eigenen Verdiensten basiert – nicht auf dem Ruf eines anderen.“ Also arbeitet er. Hart und passioniert.

Nelson Goerner
Nelson Goerner © Marco Borggreve

Nelson Goerner und Chopin

Nelson Goerner, der anders als viele seiner Kollegen nicht aus einem klassischen Musikerhaushalt stammt, feilt sorgfältig an seinen Fertigkeiten und Interpretationen, was ihm schnell ein beachtliches Renommee und beste Kritiken einbringt. In seinen Konzerten entfesselt er große Emotionen: kraftvoll zupackend auf der einen Seite, lyrisch und melodiös auf der anderen. „Eines der beeindruckenden Merkmale von Nelson Goerners Musikerpersönlichkeit ist seine Fähigkeit, intellektuelle Hellsichtigkeit, unbestrittene Tiefe und technische Leichtigkeit miteinander zu kombinieren, um seinen Ideen Ausdruck zu verleihen“, heißt es in einer positiven Besprechung.

Claudio Arrau soll sinngemäß einmal gesagt haben, dass ein Interpret etwas mit einem Chamäleon gemein haben müsse, um bestehen zu können. Ein Pianist, der sich auf vielen musikalischen Terrains sicher bewegt und unterschiedlichen Stilen musikalisch Farbe verleiht, ist auch Nelson Goerner – obschon seine große Affinität zur romantischen Musik, vor allem der von Chopin (ihm hat er schon zahlreiche Einspielungen gewidmet), freilich nicht von der Hand zu weisen ist. „Alles, was er anfasst, scheint richtig zu sein“, schwärmt beispielsweise das englische Gramophone Magazin. Zuletzt handelte es sich dabei um Chopins Nocturnes, die der Wahl-Schweizer bereits im Kindesalter in einer Einspielung von Arthur Rubinstein kennen und lieben lernte.

Nelson Goerner spielt Chopin:

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