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Porträt Niek Baar

Ehrlich, leidenschaftlich und obsessiv

Für den niederländischen Geiger Niek Baar muss sich Musik nicht ausschließlich in der Tiefe abspielen.

vonStefan Schickhaus,

Ehrlich, leidenschaftlich, obsessiv: Diese drei Antworten bekommt man von Niek Baar, wenn man ihn um eine genau drei Worte umfassende Selbsteinschätzung bittet. Ob es wohl gelingt, die drei Charakteristika in Übereinstimmung zu bringen mit den weiteren Informationen, die der 1991 in Rotterdam geborene Geiger von sich preisgibt? Das zweite Paganini-­Violinkonzert wird Baar im Januar mit der Philharmonie Rostock spielen, ein Stück, in dem der Geiger sein Instrument „in all seinen Facetten präsentiert“ sieht. Dazu gehört: Virtuosität. Welche Rolle spielt die pure Fingerfertigkeit in seinem Selbstverständnis als Musiker? Eine große, sagt Niek Baar: Seit seiner frühen Jugend habe er die Musik von Paganini, Wieniawski und Sarasate sehr geliebt. „Und immer wieder gibt es Perioden, in denen ich die Musik der Virtuosen besonders gerne übe, spiele und höre.“

Das klingt ehrlich – für Niek Baar muss sich Musik nicht ausschließlich in der Tiefe abspielen. Stichwort Leidenschaft: Die gelte der Violinmusik in ihrer ganzen Breite, selbst Kitschiges wie die Massenet-Meditation gehört da zweifelsfrei dazu. Baar kann selbstverständlich auch seinen Bach, anerkannt gut sogar, beim Leipziger Bach-Wettbewerb erspielte er sich einen dritten Platz, der niederländische Barock-Altmeister Anner Bylsma war einer seiner Mentoren. „Ich glaube schon, dass ich mich so breit wie möglich präsentieren und entwickeln will. Es gibt da nichts, von dem ich sage würde: Dafür werde ich mich nie interessieren.“

Niek Baar hält nach selten gespieltem Repertoire Ausschau

Mit einer solchen stilistischen Breite könnte der junge Niederländer auch der Gefahr entgehen, die immer gleichen Standard-Violinkonzerte aufführen zu müssen. „Es stimmt, man bekommt in den Konzertsälen immer wieder die gleichen Stücke zu hören. Solisten, die jede Woche in einem anderen Land auftreten, haben wohl auch nicht die Zeit, viel neues Repertoire zu lernen.“ Das aber müsse nicht so sein, ist sich Niek Baar sicher. „Ich glaube, für uns Musiker wäre es sehr wichtig, nach selten gespieltem Repertoire Ausschau zu halten und zu schauen, was davon zu mir passt. Für mich war das beispielsweise Robert Schumanns Violinkonzert. Jetzt habe ich es mindestens einmal pro Saison auf dem Programm, manche identifizieren mich schon genau damit. Also möglich ist es!“ – sagt Niek Baar, der obsessiv für seine Musik eintritt.

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