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Porträt Matthias Höfs

Die Instanz für alles Glänzende

Der Trompeter Matthias Höfs erweitert kontinuierlich den Horizont seines Instruments.

vonStefan Schickhaus,

Matthias Höfs balanciert eine Trompete auf dem ausgestreckten Zeigefinger seiner rechten Hand: Vor zehn Jahren entstand ein solches Foto für eine CD mit dem Titel „Trumpet Acrobatics“. Höfs spielt darauf allerhand Virtuoses, und er spielt es in einer Art, wie es das Coverbild symbolisiert. So, als würde sein glänzendes Instrument rein gar nichts wiegen. Als bräuchte man keinerlei Druck, keine Anstrengung. Der schlanke, klare, nie unnötig forcierte Ton hat den gebürtigen Lübecker ganz nach oben getragen in der Riege der klassischen Trompeter, ein Fachmagazin erkor ihn gar zum „deutschen Trompetengiganten der Klassik“. Übertrieben ist das nicht, vor allem wenn man die enorme Kontinuität betrachtet, mit der Matthias Höfs seiner Berufung nachgeht. Vor 53 Jahren entlockte er einer Trompete die ersten Töne, da war er sechs. Mit 18 wurde er Solo-Trompeter des Philharmonischen Staatsorchester Hamburg, mit 20 kam er zu German Brass, mit 22 wurde er in die ZDF-Sendung „Der große Preis“ eingeladen – eine barocke Triosonate zur besten Sendezeit, das waren Zeiten.

53 Jahre lang nur Trompetentöne? Eintönig wird das nicht, wenn man derart auf Variation bedacht ist wie Matthias Höfs. Er sammelt historische Modelle und versteht auf allem zu blasen, was auch nur halbwegs noch als Trompete durchgehen kann. Auf dem 2020 erschienenen Album „The Trumpet Shall Sound“ wechselt der Norddeutsche munter zwischen Piccolo- und Basstrompete, zwischen Flügelhorn und Kornett, er lässt die Aidatrompete nicht aus und demonstriert, wie unterschiedlich in Haydns Trompetenkonzert Natur- und Klappentöne klingen können, wenn man es auf einer Klappentrompete interpretiert. Es gebe, sagt Höfs, kaum ein Instrument, dass so vielseitig sei.

Eine Piccolo-Ventiltrompete in hoch B/A bei barocker Literatur kann ja durchaus unangenehme Erinnerungen wachrufen, die Generation Maurice André zeigte schließlich wenig Stilempfinden und dafür umso mehr pauschalen Schmetterton. Wenn Matthias Höfs allerdings Werke der barocken Holzbläserliteratur auf das Piccolo-Instrument überträgt, weil eine Naturtrompete dafür einfach nicht die Töne hergeben könnte, möchte er sich dennoch bewusst an der historischen Aufführungspraxis orientieren. Echte Giganten gehen eben mit der Zeit.

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