Man könnte die Familie Couperin schon fast als Institution ansehen, so sehr prägte sie das Musikleben Frankreichs im 17. und 18. Jahrhundert. Ähnlich wie in der Bach-Familie gab es aber auch bei den französischen Vertretern ein Mitglied, das besonders hervorstach: François Couperin, auch „Le Grand“ genannt. 1668 in Paris geboren, erhielt er den ersten Musikunterricht von seinem Vater und dem gleichnamigen Onkel. Nach weiterführenden Studien bei Jacques Thomelin, trat er 17-jährig – der Familientradition folgend – die Stelle als Organist in der Kirche St-Gervais in Paris an. In dieser Zeit entstanden bereits erste eigene Orgelwerke.
1693 erhielt Couperin die Stelle des Organisten an der Königlichen Kapelle in Versailles, und weil er ein ebenso talentierter Cembalospieler war, unterrichtete er Mitglieder der königlichen Familie an diesem Instrument. Im Rahmen der „Concerts royaux“ gab Couperin Cembalokonzerte in intimer Atmosphäre. In ihnen versuche er, den spielerischen italienischen Stil mit dem eher ernsten französischen Geschmack miteinander zu vereinen, schrieb er über die Konzertreihe.
Nachfolger Lullys
Ludwig XIV., der durchaus eingenommen von Couperin war, beförderte ihn zum Hofkomponisten. Damit wurde er Nachfolger von Jean-Baptiste Lully. Den gebürtigen Italiener verband viele Jahre lang eine enge Freundschaft zum König. In vielen seiner aufwändig Inszenierten Musik- und Tanztheaterwerke hatte Ludwig XIV. eigene Rollen, beispielsweise als Sonnengott Apollo, und bekam daher den Beinamen „Sonnenkönig“.
Nach Lullys Tod, wandte sich der mittlerweile 49-jährige Ludwig XIV. von den pompösen Inszenierungen hin zu bedächtiger, sakraler Musik. Couperin schien daher eine besonders geeignete Wahl zu sein, denn er komponierte ausschließlich Kammermusikwerke, Motetten und Psalmen für höchstens drei Stimmen.
François Couperin: bedeutende Stellung am Hof
Als Ludwig XIV. verstarb, bestellte sein Nachfolger Ludwig XV. Couperin 1717 zum „maître de clavecin du roi“, was für den Komponisten eine große Ehre, aber gleichzeitig einen erheblichen zeitlichen und künstlerischen Mehraufwand bedeutete. Aus gesundheitlichen Gründen fiel ihm diese Aufgabe zunehmend schwerer. Auch die Organistenstelle an der Pariser Kirche St-Gervais, die er während all der Jahre am französischen Hof behielt, musste er 1723 aufgeben. Einzig die Stelle als Cembalolehrer für die Mitglieder der königlichen Familie behielt er inne. Am 11. September 1733 verstarb François Couperin nach schwerer Krankheit in Paris.
Eine Hommage an Couperin
Zu Lebzeiten veröffentliche Couperin über 240 Cembalowerke, die er in 27 Suiten zusammenfasste. Neben den Motetten und Psalmen komponierte er auch zwei Orgelmessen und programmatische Kammermusikwerke. Eines davon, „L’Apothéose de Lully“, widmete er seinem Vorgänger und dem italienischen Komponisten Arcangelo Corelli. Obwohl François Couperin einen festen Platz in der Pianistenausbildung in Frankreich behalten hat, haben sich viele Pianisten der Schule Maurice Ravels verschrieben.
Auch Ravel selbst wusste das Erbe Couperins sehr wohl zu schätzen. In seinem „Le Tombeau de Couperin“, mehr eine Hommage als Trauermusik, widmete er jeden Satz einem seiner im Ersten Weltkrieg gefallenen Freunden – aber auch Couperin. Damit wollte Ravel auch allgemein den Stil der Epoche der barocken, französischen Tanzmusik reflektieren.
Hören Sie Ravels „Le Tombeau de Couperin“: