„Bei Haydn steht der Humor im Vordergrund und eine gewisse Leichtfüßigkeit“, erzählt Pinchas Adt über das Debüt-Album von 2016. In jenem Jahr hatten er und seine drei Kollegen vom Goldmund Quartett auch den Sonderpreis der Karl-Klingler Stiftung beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD gewonnen. Jetzt, zwei Jahre später, folgt im Juni ein zweites Album mit zwei Streichquartetten von Dmitri Schostakowitsch. „Schostakowitsch hat auch viele dunkle Farben und sein Humor ist deutlich sarkastischer. Was den Klang betrifft, kann man da noch mal ganz andere Seiten zeigen.“ Adt, der zweite Geiger des Goldmund Quartetts, ist leidenschaftlicher Kammermusiker seit er denken kann und findet in der Arbeit seines Ensembles die berufliche Erfüllung, die er sich immer gewünscht hat. Die Streichquartett-Literatur lässt für ihn keine Wünsche offen – und das gilt auch für die Mittelstimmen. „Den zweiten Geiger sollte man auf keinen Fall als ,kleinen ersten Geiger‘ sehen“, betont er voller Inbrunst.“ Manche Quartette wechseln ja auch untereinander, aber bei uns hat sich die Besetzung so als beste Konstellation herauskristallisiert, und ich mag meine Rolle als musikalischer Vermittler zwischen den Stimmen. Das lebt für mich von der Liebe zum Detail.“
Das Markenzeichen des Goldmund Quartett: Alte mit Neuer Musik kombinieren
Programmatische Fragen entscheiden Florian Schötz, Pinchas Adt, Christoph Vandory und Raphael Paratore in den meisten Fällen harmonisch und demokratisch, die langjährige Freundschaft miteinander schafft ein entspanntes Klima. Auf der Bühne möchten die Musiker das Publikum vor allem emotional erreichen und mitnehmen. Außerdem ist es dem Ensemble wichtig, stets auch zeitgenössische Kompositionen in die Programme einzubeziehen. In den letzten Jahren hat das Quartett die Musik des türkischen Komponisten Fazıl Say für sich entdeckt und schätzt die Möglichkeit, einen Komponisten aus dem Hier und Jetzt jederzeit etwas fragen zu können. Die Zusammenarbeit mit Jörg Widmann führt die Musiker in diesem Jahr sogar gemeinsam auf die Bühne. Beim „Heidelberger Frühling“ spielt das Goldmund Quartett nicht nur das erste Streichquartett des Komponisten, sondern tritt auch gemeinsam mit ihm auf, um Carl Maria von Webers Klarinettenquintett B-Dur op. 34 aufzuführen.
Die Kombination von Alter und Neuer Musik ist für das Ensemble ein wesentlicher Bestandteil beim Aufbau ihres Repertoires. „Haydn kann man, was die reinen Noten angeht, relativ schnell vom Blattspielen. Aber dann beginnt die eigentliche Arbeit und die intensive Auseinandersetzung mit dem Werk. Bei moderner Musik ist es genau umgekehrt: Da muss man sich den Zugang zu einem Stück manchmal erst sehr hart erarbeiten, weil man das Stück noch nicht kennt und es auch keine Aufnahmen gibt. Danach wird es dann Stück für Stück leichter – hoffentlich.“ Pinchas Adt lacht.
Eine musikalische Einheit mit verschiedenen Charakteren
Seit Oktober 2014 gehört das Goldmund Quartett zur Klasse von Günter Pichler an der Escuela Superior de Música Reina Sofía in Madrid. Die Arbeit mit dem ehemaligen Primarius des Alban Berg Quartetts schätzen die jungen Musiker sehr, denn sie bekommen von ihrem Mentor auch viele außermusikalische Impulse, die ihre Arbeit als Quartett betreffen. Im Zentrum steht jedoch die konzentrierte Probenarbeit, in der man kontinuierlich zusammenwächst, verrät Pinchas Adt. „Wir denken immer als vierstimmiges Wesen und achten auf einen guten, homogenen Klang. In den Proben nehmen wir uns manchmal auf, um die Balance zu kontrollieren. Es sollte ja im besten Fall wie ein Instrument klingen, auch wenn wir zu viert sind. Wir müssen musikalisch eine Einheit bilden, die trotzdem unsere verschiedenen Charaktere in sich trägt. Das ist ein Prozess, der jahrelang Zeit braucht.“
Der Beitrag zum Internationalen Musikwettbewerb der ARD von 2016
https://www.youtube.com/watch?v=TFR774wiUVA