Italienische Opern und Jonas Kaufmann gehören einfach zusammen. Und das nicht erst seit seinem legendären MET-Debüt im Jahr 2006, wo er in Verdis „La traviata“ brillierte und seitdem weltweit als Tenor gefragt ist. Schließlich hat Kaufmann bereits als Kind jedes Jahr mit seiner Familie in Italien Urlaub gemacht , das süße Leben dort genossen und sich dabei in Land und Leute verliebt. Und eben auch in die Musik. Wobei sein dunkler, samtiger Tenor auch perfekt zu den italienischen Komponisten passt.
Wie perfekt, das bewies er bereits im Jahr 2015 mit seinem Puccini-Album „Nessun Dorma“, für das Jonas Kaufmann nicht nur von der Kritik bejubelt wurde, sondern für das er auch 2016 den ECHO Klassik für den „Bestseller des Jahres“ erhielt. Verkaufszahlen waren Kaufmann allerdings nicht wichtig – das Album war ihm eine Herzensangelegenheit, denn Puccini ist für den 1969 geborenen Münchner ein musikalisches Suchtmittel, wie er Anfang vergangenes Jahres im concerti-Interview bestätigte: „Von Puccini kann ich einfach nie genug bekommen. Insofern gehe ich jetzt einfach mal davon aus, dass das jedem so geht, der bei dieser Musik Feuer gefangen hat.“
Jonas Kaufmann spielt mit den Klischees
Den Erfolg seines Puccini-Albums übertrumpfte Jonas Kaufmann, der bereits vor seinem Gesangsstudium in München fließend Italienisch sprach, nur ein Jahr später mit seiner Einspielung „Dolce Vita“, auf der er achtzehn Stücke der italienischen Unterhaltungsmusik des frühen 20. Jahrhunderts präsentiert. Bei Lieder wie „Volare“ oder „Con te partirò“ hat man gleich gewisse Tenorklischees in Kopf und Ohr: zu viel Schmelz, zu süß, zu schmissig. Doch Kaufmann spielt mit genau dieser vorurteilsbeladenen Erwartungshaltung – und bricht sie. Mit fast schon lächelnder Stimme hält er sich zurück, wenn man Pathos erwartet, singt entspannt, wenn das Klangklischee eigentlich Drama vorgeben würde.
So gelingt es Jonas Kaufmann, selbst dem abgenudeltsten Gassenhauer frischen Glanz zu verleihen. Zugleich zeigt er damit aber auch, wie sehr er das italienische Lebensgefühl verinnerlicht hat – gänzlich frei von allen klingenden Klischees. Bei so viel interpretatorischer Frische verwundert es nicht, dass Kaufmann auch in diesem Jahr den ECHO Klassik für den „Bestseller des Jahres“ am 29. Oktober in Hamburg erhalten und als Dank bei der Gala in der Elbphilharmonie auch auftreten wird. Es wird der achte ECHO Klassik für den Tenor sein, der unter anderem bereits drei Mal als „Sänger des Jahres“ mit dieser Trophäe bedacht wurde.
Trailer zum Album „Dolce Vita“: