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ECHO Klassik 2017: Notos Quartett

Ungarische Stürme

Die Noten von Bartóks Klavierquartett galten lange als verschollen. Das Notos Quartett hat die Original-Partitur aufgespürt und eingespielt

vonChristina Bauer,

Die griechische Mythologie beschrieb Notos als einen von vier Windgöttern. Seine Aufgabe sei es, das Land im Übergang vom Sommer zum Herbst mit Sturm und Regen durchzuwirbeln. Das Notos Quartett wird gewusst haben, warum es sich diesen Namen gegeben hat. Einigen Wirbel jedenfalls haben die vier jungen Musiker aus Berlin bereits in die Welt der Klassik gebracht. Dass sie dieses Jahr einen ECHO Klassik als Nachwuchskünstler des Jahres erhalten, ist da nur der jüngste Erfolg von vielen. Jeder von ihnen wurde schon verschiedentlich als Solist ausgezeichnet.

Das gilt nicht nur für die beiden Quartett-Gründer Sindri Lederer (Violine) und Antonia Köster (Klavier), die regelmäßig als Duo auftreten, sondern auch für Andrea Burger (Viola) und Philip Graham (Cello), die sich dem Notos Quartett 2015 anschlossen. Die zehn Jahre währende Quartett-Geschichte brachte den versierten Talenten zudem eine Reihe gemeinsame Ehrungen ein. Schon 2011 waren die Parkhouse Awards in London dabei, zuletzt 2016 Preise in den Niederlanden, 2017 in den USA. Die vier ließen sich von Musikern renommierter Quartette (Mandelring, Alban Berg, Guarneri) und des Beaux Arts Trios unterrichten. Seit 2015 stellen sie sich mit der jährlichen Chamber Notos Music Academy selbst der Aufgabe, ihr Können mit Nachwuchsmusikern zu teilen.

Das Notos Quartett und Béla Bartók

Vor allem aber stecken sie regelrechten Forschergeist in ihre Aufgabe. Sie müssen jedenfalls weit mehr als einen Stein umgedreht haben, bis sie eine Original-Partitur von Béla Bartók in Händen hielten. Ganze zwei Mal soll sein Klavierquartett erst gespielt worden sein, zuletzt vor 53 Jahren. Seitdem galten die Noten als verschollen. Nun ist das wiederentdeckte Werk Teil der ersten Studio-Einspielung des Quartetts. Mit der ehrt das Ensemble den Komponisten Bartók – und zwei seiner Landsmänner und Freunde. Dabei ist das Pianoquartett von Ernst von Dohnányi ein ähnliches Schwergewicht wie das von Bartók. Durch spieltechnische Präzision, jugendliche Energie und lebhafte Dynamik wird das Notos Quartett mit diesen dramatischen Kalibern aber mühelos fertig. Dennoch erweist sich das Intermezzo für Streichertrio von Zoltán Kodály als eine passende Auflockerung.

Das unter dem Namen „Hungarian Treasures“ präsentierte Repertoire wird seit dem Erscheinen im März mit begeisterten Kritiken überhäuft. Die selbst gewählte Aufgabe, selten Gespieltes zu entdecken und zu Gehör zu bringen, hat das Notos Quartett damit im ersten Anlauf erfolgreich gemeistert. Man darf also gespannt sein, von welchen verborgenen Schätzen es als nächstes den Staub aufwirbelt.

Notos Quartett – Trailer zum Album:

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