Sie macht keine halben Sachen, sagen die Kritiker. Ihr Spiel ist nicht nur virtuos, es ist hundertprozentig. Chouchane Siranossian beherrscht alle Nuancen von zart bis energisch, sie schöpft das ganze Spektrum zwischen engelsgleich und teuflisch aus. „L’Ange et le Diable“ heißt eines ihrer Alben. Darauf zelebrieren Siranossian und der Cembalist Jos van Immerseel barocke Kostbarkeiten von Tartini, Locatelli, Leclair und Forqueray – darunter Tartinis berühmte „Teufelstriller-Sonate“.
Chouchane Siranossian behält sich ihre Entdeckerfreude
Die vielfach ausgezeichnete französisch-armenisch-schweizerische Geigerin zählt zu den Großen der internationalen Barockszene. Sie ist aber auch in anderen musikalischen Epochen bis hin zur Gegenwart zu Hause und konzertiert auch auf der modernen Violine. Sie wurde in Lyon geboren. Ihr Vater Alexandre Siranossian ist ein renommierter Experte für armenische Musik, ihre Schwester Astrig eine bekannte Cellistin. Nach ihrem Solistendiplom in Zürich war Chouchane Siranossian bereits Konzertmeisterin des Sinfonieorchesters St. Gallen, als sie die entscheidende Begegnung mit Reinhard Goebel hatte. Sie studierte in seiner Klasse am Salzburger Mozarteum und arbeitete regelmäßig mit dem Pionier der Alten Musik zusammen.
Die Entdeckerfreude ist geblieben, und so finden sich auf ihren Einspielungen auch selten zu hörende Komponisten wie Andreas Romberg (1767–1821) oder August Fryderyk Duranowski (1770–1834). Als historisch informierte Virtuosin nähert sie sich allen Werken mit wissenschaftlich forschender Neugier, ohne beim Musizieren in steriles Faktenwissen zu verfallen. Vielmehr lebt und vermittelt sie die Musik mit sprühender Spielfreude, intensiver Ausdruckskraft und großem Erfolg.
Artist in Residence am Bodensee und in Leipzig
Chouchane Siranossian, die das Bergsteigen liebt, ist in dieser Saison Artist in Residence bei zwei hochkarätigen Festivals: beim grenzüberschreitenden Bodenseefestival und beim Bachfest Leipzig. Das alles zeugt von ihrer Vielseitigkeit: Bachs Chaconne in d-Moll steht ebenso auf ihrer Agenda wie Beethoven, Schubert, Brahms, Ravel, Lutosławski, armenische Musik oder die Violinkonzerte von Mendelssohn und Alban Berg.