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50 Jahre King’s Singers

Frisch wie eh und je

Die King’s Singers feiern ihren 50. Geburtstag – und werden doch nicht älter

vonJulia Hellmig,

Was haben die King’s Singers und „Doctor Who“ gemeinsam? Beide scheinen einfach nicht zu altern. Die britische Science-Fiction-Fernsehserie ist seit 1963 die bisher am längsten laufende und erfolgreichste TV-Produktion und hat es damit bereits zu einem Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft. Etwa zur gleichen Zeit traten in Cambridge zwei Countertenöre, ein Tenor, zwei Baritone und ein Bass erstmals für ein paar Freunde auf.

Die Studenten sangen querbeet alles, was für diese sechs Stimmen singbar war: Stücke, die sie beinahe jeden Tag im Chor ihres King’s College sangen oder Songs, die sie von geselligen Pub-Besuchen kannten. Dabei kam es ihnen in erster Linie gar nicht auf eine bestimmte Musikrichtung an, sondern vielmehr auf den Spaß den sie und ihre Zuhörer dabei hatten.

Unverwechselbarer Ensembleklang: King’s Singers

Das kam so gut an, dass bald schon ein Name hermusste: Schola Cantorum Pro Musica Profana in Cantabrigiense. Weil das aber doch zu kompliziert war, tauften sie sich wenig später um in „The King’s Singers“. Auf Einladung von Neville Marriner gab das Ensemble sein Debütkonzert in der Londoner Queen Elizabeth Hall. Das war am 1. Mai 1968.

50 Jahre später gibt es die King’s Singers immer noch – wenn auch ohne Gründungsmitglieder. Ihrem unverwechselbaren Ensembleklang hat das aber keinen Abbruch getan. Dieser ist nach wie vor faszinierend harmonisch, absolut rein und gleichsam perfekt geführt. Das Geheimnis ihres Erfolgs liegt ebenso in grundsätzlichen Übungen wie gemeinsames Atmen, saubere Intonation, sorgfältige Textbehandlung und ausgeprägte Dynamik. Doch nicht nur ihre Kunstfertigkeit, sondern auch ihr generationenübergreifender Humor hat den King’s Singers sowohl in ihren Konzerten als auch in ihren Meisterkursen einen Zulauf beschert wie keinem anderen Ensemble.

Das Wichtigste ist das Publikum

Wie selbstverständlich spannen sie in ihren Konzerten einen Bogen über mehrere Jahrhunderte Musikgeschichte. Und damit ihrem Publikum nie langweilig wird, erklingt schon mal der ein oder andere witzig-intelligent arrangierte Pop-Song von den Beatles oder den Beach Boys. Hinzu kommt, dass die King’s Singers nicht nur ein Genuss für die Ohren, sondern auch für die Augen sind: Ein hintergründiger Blick, ein verheißungsvolles Lächeln, ein Anflug von Ironie – und bei ihren Auftritten stets tadellos gestylt.

Im Lauf der Jahrzehnte vergab das Ensemble zahlreiche Kompositionsaufträge an Komponisten wie Luciano Berio, Sir John Tavener und György Ligeti. Zwei Grammy Awards, ein Emmy und ein Platz in der Hall of Fame des Gramophone Magazins sind nur ein kleiner Teil der vielen Auszeichnungen. Bewerben kann man sich übrigens nicht. Die Auswahl findet ausschließlich persönlich statt. Aber bis das nächste Mal ein Sänger gesucht wird, können locker Jahre vergehen – zumal nur maximal sechs Stellen zu besetzen sind. Doch das ist auch das Schöne daran: Wo King’s Singers draufsteht, ist auch King’s Singers drin. Eine Zweitbesetzung gibt es nicht. Das steigert den Charme der britischen Boygroup ungemein, die ihr Publikum über alles schätzt und ihm stets unvergessliche sowie einzigartige Momente verschaffen möchte – schon allein dafür hätte sie einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde verdient.

Billy Joels „And so it goes“ aus ihrem Jubiläums-Album GOLD:

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