Der Herzog Orsino ist verliebt und sagt den Musikanten an seinem Hof: „Wenn die Musik der Liebe Nahrung ist, spielt weiter!“ So weit, so gut, doch bald geht es drunter und drüber auf der fantastischen Insel Illyrien, die er regiert. Ist sie das Schlaraffenland, wie manche Interpreten mutmaßten? Jedenfalls werden hier die klassischen Geschlechterrollen außer Kraft gesetzt, die Hierarchien der Macht ausgehebelt, die Gefühle dürfen durchdrehen. Und so mancher weiß im Lauf der Geschichte nicht mehr, ob er oder die anderen in all den Irrungen und Wirrungen Männlein oder Weiblein sind. Die Staatsoper Hannover zeigte vor ein paar Jahren Manfred Trojahns blutige Tragödie „Orest“, nun kommt mit Shakespeares „Was ihr wollt“ seine Opernkomödie auf die Bühne
Eigentlich höchst ernsthafte Diskurse humorvoll verhandeln
Natürlich gibt es auch hier tragische Abgründe und nicht alles ist nur zum Lachen, aber das Schicksal, das hier waltet, lässt die Menschen leben – und lieben. Trojahn, der sich gern dramatische Texte wie von Euripides, Luigi Pirandello oder Tankred Dorst für seine musiktheatralischen Werke als Vorlage wählt, pflegt zu diesen wie zur Kunst und zum Leben eine vornehme Art von ironischer Distanz.
Insofern kommt ihm „Was ihr wollt“ besonders entgegen, gibt es hier doch auf humorvolle Weise eigentlich höchst ernsthafte Diskurse über Dinge wie Hingabe und Dominanz, Begehren und Ignorieren, Sehnsucht und Verzweiflung, Eigenwahrnehmung und Projektion auf das jeweilige Gegenüber. Da ist Viola, die nach einem Schiffbruch ängstlich in Illyrien strandet, sich – wer weiß, wo sie gelandet ist – Männerkleider anzieht und bei Orsino als Bote anheuert. Heimlich trauert sie um ihren Zwillingsbruder, den sie für ertrunken hält.
In Trojahns „Was ihr wollt“ wird die Ordnung der Welt außer Kraft gesetzt
Orsino schickt sie bald mit seinen Liebesbriefen zu Olivia, die seine Avancen abweist und sich prompt in den hübschen Boten verliebt, der allerdings eine Frau ist und längst in Orsino verknallt. Schließlich taucht noch Olivias Zwillingsbruder auf, der sich wider Erwarten retten konnte … Und Malvolio, der strenge und ziemlich humorlose Haushofmeister? Der wird gar garstig in die Irre geführt und hat am Ende auch noch Pech. So kann es zugehen, wenn die Ordnung der Welt plötzlich außer Kraft gesetzt ist, und dann noch mit Musik!
Sehen Sie hier den Trailer zu Manfred Trojahns „Orest“: