Er ist der Enkel des russischen Komponisten Julius Isserlis, wird weltweit gefeiert für seine mühelose saubere Spieltechnik und vielfach gelobt für seine Musikalität und authentische Aufführungspraxis: Die Rede ist von Steven Isserlis.
Die Haarpracht eines Rockstars hat der 1958 in London geborene Brite schon einmal, die berühmten Vorfahren dazu auch – etwa Felix Mendelssohn-Bartholdy und Karl Marx. Und so könne man schlichtweg behaupten, das Genie liege Isserlis im Blut. Lauscht man den Klängen seines kraftvollen Spiels, so kommt man schnell zu dem Entschluss: Da ist was dran, denn mit seinem Stradivari-Cello im Gepäck bildet er ein unschlagbares Duo.
Steven Isserlis’ professioneller Werdegang beginnt mit seinem Studium von 1969 bis 1976 bei Jane Cowan am International Cello Centre. Um die Musik der jeweiligen Epoche besser zu verstehen und herauszufinden, was die Menschen der damaligen Zeit umtreibt, setzt er sich mit zeitgenössischer Literatur auseinander – liest etwa Goethes Faust, um die Werke Beethovens zu verstehen. Anschließend führt ihn sein Weg nach Oberlin in Ohio, wo er zwischen 1976 und 1978 am Oberlin Conservatory of Music seine Studien fortsetzt.
Seine Karriere ist von der Zusammenarbeit mit zahlreichen renommierten Orchestern geprägt, darunter Auftritte mit den Berliner Philharmonikern unter Alan Gilbert, dem Budapest Festival Orchestra, dem Washington National Symphony Orchestra unter Iván Fischer sowie eine Europatournee mit dem Orchestre des Champs-Élysées unter Philippe Herreweghe, und viele weitere mehr. Sich selbst bezeichnet der Cellist übrigens als linken Musiker – vielleicht die Marx’schen Gene? Im Orchester setzt er sich auf jeden Fall für den Dialog zwischen gleichberechtigten Stimmen ein.
Darüber hinaus hat Steven Isserlis ein ausgeprägtes Faible für Robert Schumann, dessen Werke er stark mit dem Träumen assoziiert: Die Kompositionen des tragischen Romantikers seien lustvolle Einladungen zum Entschweifen, würden den Zuhörer an entlegene Orte führen und seien für den Interpreten genussvolle Aufforderung zum Nacherzählen. Überhaupt ist der britische Cellist ein hervorragender Erzähler. Nicht nur in seinen Meisterkursen in Salzburg oder in Prussia Cove (Cornwall) vermittelt er sein musikalisches Wissen, auch als Autor ist er Inspirationsquelle für junge Musiker. Sein Buch „Warum Beethoven mit Gulasch um sich warf“ zum Beispiel führt bereits die Kleinsten an die Musik.
Auf hochklassige Auszeichnungen kann Isserlis auch schon zurückblicken, etwa auf die Ernennung zum Commander of the British Empire 1998 oder zwei Jahre den Gewinn des Robert-Schumann-Preises der Stadt-Zwickau.