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Kurz gefragt Rolando Villazón

„Nur Kritzeleien“

Rolando Villazón singt nicht nur, er zeichnet auch Karikaturen und hat gerade ein Buch geschrieben. Hier spricht er über …

vonJakob Buhre,

… Unterschiede zwischen Opernauftritt und Konzert

In einer Oper singt man normalerweise ein, zwei große Arien, ein bis zwei Duette – man teilt die Energie und die Verantwortung mit den Kollegen, die Geschichte wird von vielen Leuten gemeinsam erzählt. Dagegen liegt im Konzert die Verantwortung allein bei dir. Hinzu kommt, dass du dann nur die Höhepunkte singst, während du in der Oper auch viel Musik hast, die auf den Höhepunkt hinführt. Du brauchst mehr Energie in einem Konzert und es ist auch ein anderer Druck: Die Leute kommen ja nur wegen mir und nicht, weil sie La Traviata oder La Bohème hören wollen. Aber mir macht beides Spaß, das ist die Hauptsache.

… seine Ballettausbildung

Ich denke, man kann erkennen, ob ein Opernsänger etwas für seinen Körper tut, Sport oder Fitnessübungen macht. Einige können mit ihrem Körper auf der Bühne gut umgehen, während andere damit Schwierigkeiten haben. Wobei es auch Kollegen gibt, die körperlich einfach entspannt sein wollen, weil sie sich vor allem auf die Produktion des Klangs konzentrieren. Sicher ist Körpertraining gut für einen Opernsänger. Doch meine Ballettausbildung – die etwas mehr als ein Jahr dauerte – hat für meine Karriere jetzt auch nicht den entscheidenden Unterschied gebracht.

… das komplizierteste Opernkostüm

Das war bei meiner ersten Produktion in Berlin, Macbeth. Für die Partie des Macduff musste ich so eine Glatzenperücke tragen, dazu sehr viel Make-up und ein schweres Kostüm, wie eine große, lange Toga. Ich glaube, ich brauchte damals anderthalb Stunden für Kostüm und Maske – bei anderen Produktionen dauert es normalerweise nur 20 Minuten. Aber der Aufwand hat sich gelohnt, das Kostüm war fantastisch!

… Genies der Gegenwart

Da würde ich jemanden nennen wie den Philosophen Thomas Nagel oder Jürgen Habermas. Sie sind keine Genies, aber außergewöhnliche Menschen. Genies wie Mozart gab es in der Menschheitsgeschichte nur wenige. Aber vielleicht braucht man auch einen gewissen zeitlichen Abstand, um so ein Genie zu erkennen. Dass über Mozart eines Tages so viel geschrieben und gesprochen wird, das haben seine Zeitgenossen damals auch nicht erkannt.

… Mozartkugeln

Um ehrlich zu sein: Die habe ich noch nie probiert. Ich habe sie aber schon des Öfteren verschenkt. Ich esse selten Schokolade, wobei es eine sehr einfache Schokolade aus meiner Heimatstadt gibt, die ich ab und zu esse. Der Geschmack erinnert mich an meine Kindheit.

… Inspiration für seine Karikaturen

Es begann damit, dass ich früher Cartoons angeschaut habe, von Warner Brothers und Hanna-Barbera. Comics habe ich wenig gelesen, ich bin aber ein großer Fan von Calvin & Hobbes. Ich mag auch politische Karikaturen, sie sind oft sehr geistreich und ein direkter Weg, eine Meinung auszudrücken. Meine Zeichnungen sind eigentlich nur Kritzeleien – wenn ich zum Beispiel einen ganzen Körper zeichnen soll, dann hat der noch viele Fehler. Natürlich versuche ich besser zu werden, gucke mir bestimmte Dinge ab, doch es bleibt für mich ein Hobby. Vor kurzem habe ich für die Berliner Obdachlosenzeitung „Straßenfeger“ eine Zeichnung gemacht.

… seinen Roman „Kunststücke“, der 2014 erscheint

Die deutsche Fassung ist bereits fertig, ich habe eng mit dem Übersetzer gearbeitet, was ein faszinierender Prozess war. In dem Roman geht es um Menschen, die sich existenzielle Fragen stellen: Wer bin ich? Warum bin ich hier? Wohin gehe ich? Was ist der Sinn des Lebens? Wie wichtig sind Ziele im Leben? Sie alle arbeiten als Clowns, weshalb ihre Antworten auch einer Clown-Logik folgen. Es ist ein Spiel mit den Figuren und mit dem Leser. Es geht auch um Bühnendarsteller – doch das Buch ist nicht autobiografisch.

Wenn er komponieren könnte …

Dann würde ich eine Oper komponieren, die nur eine Stunde dauert, die zeitgenössisch ist, in heutiger Sprache, die es schafft, eine Verbindung zum Publikum aufzubauen, ohne altmodisch oder eine Kopie zu sein. Ein modernes Stück, das aber mehr ist als nur ein mathematisches Experiment. Ich sah kürzlich in New York die Oper Two Boys von Nico Muhly – solche Werke sollten wir häufiger aufführen, oder Of Mice and Men von Carlisle Floyd, ein sehr kraftvolles und berührendes Stück. Leider ist es heutzutage kaum möglich, dass junge moderne Komponisten genug Zeit haben, ihre Sprache zu finden und eine Verbindung zum Publikum aufzubauen.

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