„Vielen Dank für diese tolle Reise in die Vergangenheit“, sagt Jonathan Tetelman nach unserem InstaView-Treffen per Videocall. Mit sichtlichem Spaß an der Sache schwärmt der großstimmige Tenor von den Momenten, die hinter den Bildern seiner mehr als bunten Instagram-Posts stecken. „Ohne Soziale Medien hat man als junger, aufstrebender Künstler heute kaum noch eine Chance, gesehen zu werden“, meint Tetelman. Auch er nutze diese Möglichkeit regelmäßig, um mit der Welt in Kontakt zu bleiben. Verstellen tut der Amerikaner sich dabei jedoch mitnichten, Authentizität lautet seine Devise. Auf seinem Profil ist dies deutlich zu sehen, zeigt der Ex-DJ hier doch immer wieder, dass auch das Leben als Opernstar noch andere Freuden bereithält als „nur“ die Musik.
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Das ist in Maine, wo meine Eltern ein kleines Häuschen haben. Den Fisch dort, ich glaube, es ist ein kleiner Forellenbarsch, habe ich direkt vom Steg aus gefangen. Schon als Kind habe ich sehr gerne geangelt. Manchmal bin ich um fünf Uhr morgens aufgestanden, rausgefahren und habe vier oder fünf Stunden auf dem See verbracht. Meine Eltern waren immer überrascht, dass ich mich so dafür begeistern konnte, den ganzen Tag still herumzusitzen. Es ist wirklich ein sehr friedlicher, ruhiger Ort. Man kann dort wunderbar entspannen. Ich war schon viel zu lange nicht mehr dort.
Mein Beinahe-Debüt an der Met! Ich war die Reservebesetzung für den Flavio, eine sehr kleine Rolle in Bellinis „Norma“. An der Met ist man sehr gründlich, da bekommen alle maßgeschneiderte Kostüme, sogar die Einspringer. Nur für den Fall der Fälle. Zum Einsatz ist es für mich aber nicht gekommen. Der Kostümdesigner war fantastisch, er hat auch die Ausstattung für den Film „Gladiator“ gemacht. Ich glaube, Franco Corelli sagte mal, dass ein Sänger nur dann sein Bestes geben kann, wenn er tatsächlich im Kostüm seiner Rolle steckt. Ich sehe es genauso. Man muss wirklich das Gefühl haben, dass man diese Person ist, um wirklich überzeugend zu sein. Mein richtiges Debüt an der Met steht im kommenden Jahr mit Puccinis „La rondine“ an.
Die Rocky Mountains bei Breckenridge in Colorado! Ich war mit ein paar Freunden dort. Man sieht es auf dem Foto nicht, aber ich konnte in dem Moment kaum atmen. Es gibt an dieser Stelle keinen Lift. Wir haben also unsere Skier und all das Zeug den ganzen Berg hinaufgetragen. Es war unglaublich anstrengend. Dann hatte ich auch noch neue Schuhe, die noch nicht eingelaufen waren. Stundenlang im Schnee einen Berg hochzulaufen ist wohl das Schlimmste, was man mit neuen Skischuhen machen kann. War das schmerzhaft! Skifahren war schon immer eine Leidenschaft von mir. Meine Eltern haben es mir beigebracht, als ich etwa drei Jahre alt war … aber das Beste daran ist sowieso das Après-Ski. Bier und Whirlpool – herrlich!
Ein cooles Foto. „The Box“ ist eigentlich ein Nachtclub in New York, aber ein Freund von mir hatte dort in seiner allerersten Opernaufführung gesungen. Danach gab es eine After-Show-Party, und wie man sieht, hatten wir ein bisschen Spaß. Ich denke, wenn man als Künstler ein hohes Niveau erreichen will, muss man sich auch hin und wieder Auszeiten nehmen, sich entspannen und einfach loslassen. Clear your mind with clear liquors sozusagen (lacht). Ich habe selbst lange als DJ gearbeitet. Die ersten Jahre nachdem ich aufgehört hatte, habe ich das Nachtleben schon ziemlich vermisst. Aber mittlerweile habe nicht mal mehr die Energie, um bis nach Mitternacht aufzubleiben.
So schön! Das sind drei Generationen Tetelman auf diesem Bild. Mein Vater links, mein Großvater in der Mitte und mein Onkel auf der rechten Seite. Ich bin vielleicht sechs oder sieben Jahre alt. Schon damals habe ich gern gesungen, aber dass ich mal eine professionelle Gesangskarriere verfolge, hätte ich niemals gedacht. Wir sind immer eine sehr enge Familie gewesen. Auch ein bisschen seltsam vielleicht, aber immer füreinander da. Mein Opa ist leider vor etwa zwei Jahren gestorben. Aber dafür wächst mit unserer kleinen Tochter mittlerweile schon die nächste Generation Tetelman heran.
Über Neujahr 2021 saßen mein Kumpel und ich in Key West, in Florida in einer Bar. Wir überlegten, was wir noch unternehmen könnten, und ich sagte: „Hey Mann, wollen wir morgen Fallschirmspringen gehen?“ Es war eine verrückte Idee, aber am nächsten Tag haben wir es tatsächlich durchgezogen und ich kann nur sagen: Es ist eine Erfahrung, die jeder machen sollte! Ich war wirklich nervös, als wir die Höhe erreichten. Man darf bloß nicht zu viel nachdenken und muss es einfach genießen. Ich habe lautstark Frank Sinatra „Fly me to the moon“ gesungen, als sich der Fallschirm öffnete. Es war überwältigend … einziges Problem: Der Fallschirmgurt saß sehr eng im Schritt – ich dachte, bis wir unten sind, bin ich Mezzosopran.
Oh, ist das ein Freiberger? Das muss in Dresden sein. Das war das erste Mal, dass ich nach längerer Zeit wieder in Europa war. Es herrschten zu der Zeit noch strenge Corona-Regelungen, deswegen konnten wir „Madama Butterfly“ und „Tosca“ nur in abgespeckter Version aufführen. Das war wirklich traurig, aber das Bier war trotzdem gut. Ich mag generell deutsches Bier generell sehr gerne, am besten schmeckt mir Augustiner. Aber auch das Dunkelbier ist wirklich gut.
Das war kurz nach der Taufe meiner Tochter. Ich war zuvor einen Monat lang in Wien gewesen und hatte sie nach ihrer Geburt nicht mehr gesehen. Meine Eltern sind gekommen und dann sind wir alle zusammen nach Rom gefahren. Meine Tochter hat in so ziemlich jeder Hinsicht mein Leben verändert. Vor allem auch meine eigene Sichtweise auf die Dinge. Es geht nicht mehr um mich, selbst meine Arbeit verrichte ich nicht mehr nur für meine Ambitionen, sondern für meine Familie. Es gibt Zeiten, in denen ich mal zwei Monate lang weg bin, und es fällt mir mittlerweile wirklich schwer, weg zu sein. Ich fühle mich einfach viel besser, wenn sie an meiner Seite sind.
Der Moment des Beifalls. Das war die letzte Vorstellung von Verdis „Stiffelio“ in Straßburg. Es war eine meiner ersten größeren Tenorrollen. Als ich mich zum ersten Mal mit dem Stück beschäftigte, war ich wie erschlagen. Die Rolle ist riesig und verlangt extrem gute Vorbereitung. Aber ich habe mich total in diese Oper verliebt. Es ist wirklich schade, dass sie nicht öfter gespielt wird. An diesem letzten Abend war ich so froh, dass ich alle Aufführungen gut überstanden hatte, dass ich dachte: Weißt du was? Ich werde jetzt da rausgehen und ein Selfie machen. Ich will mich an diesen Moment erinnern, denn es war für mich wirklich etwas Besonderes. Dasselbe hoffe ich natürlich immer für die Menschen im Publikum.