Aufwändig inszenierte Shootings und stundenlanges künstliches Posieren für das eine perfekte Insta-Foto, darüber kann sich Andreas Ottensamer nur amüsieren. Seine Postings entstehen spontan, sind Momentaufnahmen und sollen vor allem eines zeigen, nämlich dass hinter der weltweit renommierten Künstlerpersönlichkeit – hin und wieder mag man dies vergessen – ein Mensch steckt. Auf seinem vielfarbigen Instagram-Profil gibt der sportbegeisterte Klarinettist, der seit einiger Zeit auch regelmäßig als Dirigent zu erleben ist, dabei so manch abenteuerliche Eindrücke preis.
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Eine schöne Erinnerung. Das Bild steht quasi symbolisch für das letzte Jahr, wo ich mir immer mal wieder kleine Auszeiten genommen habe. Es hat mich nämlich schon immer gestört, dass man als Musiker so viel herumreist und eigentlich nichts von den Orten sieht, in denen man Auftritte hat. Das wollte ich unbedingt ändern und bin dann hin und wieder nach meinen Konzerten noch ein paar Wochen im jeweiligen Land geblieben. Das war eine wunderbare, wirklich sehr schöne Erfahrung. Das ist hier gerade in Argentinien, bei einem Ausritt in Patagonien. Als Kind habe ich irgendwann mal reiten gelernt, das war auch eine schöne Gelegenheit, das mal wieder aufzufrischen.
Sport ist für mich mehr als nur ein Hobby, sondern wirklich so etwas wie ein Lebensinhalt, den ich als Ausgleich brauche. Vor allem Tennis spiele ich regelmäßig. Das war immer meine große Leidenschaft parallel zur Musik. Aber ich spiele auch gern Fußball, Golf, fahre Ski und probiere auch immer viel Neues aus. Dieses Bild hat allerdings einen anderen Hintergrund. Während Corona haben ein paar Freunde und ich uns regelmäßig Challenges auferlegt, die wir dann auf Social-Media geteilt haben: Einen Pingpongball quer durch’s Zimmer in einen Kaffeebecher werfen, Shakespeare-Werke so schnell es geht auswendig lernen, oder auch körperliche Herausforderungen, wie hier zu sehen.
Ach ja, das war sehr lustig. Eine typische Musiker-Reiseerinnerung. Das Bild ist am Flughafen entstanden. Giora Feidman und ich sind – aus völlig verschiedenen Destinationen kommend – zufällig gleichzeitig in Berlin gelandet und haben uns am Gepäckband getroffen. Da hat man sich dann lange beäugt und fragte vorsichtig: „Ich kenn’ Sie doch … Sie sind doch … Sind Sie nicht …“ Das war sehr lustig. Er ist ja ein ganz großer Repräsentant unseres Instruments, wenn auch in einer ganz anderen Sparte als ich es bin. Wobei ich natürlich auch schon Klezmer-Repertoire gespielt habe. Das gehört für jeden Klarinettisten früher oder später mal dazu.
Wie Sie sehen, lebe ich noch! Das war bei meiner Australien-Tour. Ich hatte ein paar Tage frei und bin tauchen gegangen am wunderschönen Ningaloo Reef an der Westküste. Dort gibt es diese unfassbar gewaltigen Walhaie, die man hier im Hintergrund sieht. Es ist schon verrückt. Man springt irgendwo von einem Boot ins offene Wasser und freut sich schon auf die Tiere – aber wenn dann plötzlich dieser acht Meter lange Walhai auf einen zu schwimmt, da fragt man sich doch: Was mache ich hier eigentlich, bin ich denn noch ganz bei Sinnen? Aber das sind ganz friedliche Riesen, die dann gemächlich an einem vorüberziehen wie ein schwimmender Reisebus. Das war wirklich ein tolles Erlebnis.
Ah, ein schöner Moment. Wir wussten es damals natürlich noch nicht, aber dieses Konzert war leider der krönende Abschluss unseres Familienensembles „The Clarinotts“. Etwa sechzehn Jahre lang haben wir gemeinsam Konzerte gespielt. Mit der eigenen Familie, alle am gleichen Instrument, das ist so ziemlich die natürlichste Form des Zusammenspielens. Das angenehmste war: Wir haben nie eine Anspielprobe gebraucht. Und wir haben immer wunderschöne Projekte gemacht. Das hier war einer der wirklichen Höhepunkte. Der österreichische Komponist Iván Eröd hatte ein Tripelkonzert für uns komponiert, das wir zusammen mit den Wiener Philharmonikern im Musikverein uraufgeführt haben. Hier sind wir, mein Vater, mein Bruder und ich, gerade bei der letzten Besprechung vor der Probe, zusammen mit Dirigent Andris Nelsons.
Was denn, so gehe ich doch immer zum Einkaufen! Ich habe tatsächlich mehrere solcher Weihnachtsanzüge. Diesen habe ich mal von meiner Managerin aus Taiwan bekommen, mit der ich sehr gut befreundet bin. Man sollte eben zu Weihnachten immer etwas angemessen Festliches im Schrank haben. Könnte man zu passendem Anlass sogar auch auf der Bühne tragen … Ach, herrlich, ich sehe gerade im Hintergrund: Am Weihnachtsbaum hängt ein Beutel mit der Aufschrift: „I bin a Sackerl aus Wien.“ Direkt neben meinem Kopf. Sieht aus, als wäre der extra so drapiert, aber eigentlich sollte sich das nicht auf mich beziehen – hoffe ich!
Dirigieren hat mich schon immer interessiert. Vor ein paar Jahren habe ich dann beschlossen, es wirklich zu studieren. In der aktuellen Saison trete ich sogar ausschließlich als Dirigent auf. Dieses Bild hier ist bei einem Dirigenten-Workshop entstanden, bei dem die Teilnehmer unter Riccardo Mutis Coaching mit seinem Orchester in Italien Verdis Requiem erarbeiten durften. Das ist natürlich großartig, wenn man sich in diese siebzigJahre Bühnenerfahrung einklinken kann, man lernt einfach unglaublich viel. Maestro Muti kannte ich schon lange vorher. Er hatte auch schon mit meinem Vater viel zusammengearbeitet und ist seit vielen Jahren ein guter Freund der Familie.
Typisches Werkstudium. Ich brauche in bestimmten Arbeitsphasen nicht unbedingt einen Schreibtisch und einen geschlossenen Raum. Stattdessen mache ich zum Beispiel sehr viel im Flugzeug oder auch mal am Strand wie in diesem Fall. Die anderen um mich herum waren in dem Moment ein bisschen genervt, dass ich im Urlaub arbeite. Aber für mich fühlt sich das dann gar nicht so sehr nach Arbeit an. Als Musiker kann man selten wirklich abschalten. Die Musik rattert ja immer weiter im Kopf. Richtig abschalten kann ich eigentlich nur beim Sport.
Als Österreicher musst du Bergmensch sein, sonst verlierst du deinen Pass. Wobei ich jetzt gar nicht sagen könnte, ob ich eher Berg- oder Meermensch bin, ich liebe beides. Skifahren und Snowboarden tue ich jedenfalls, seit ich vier Jahre alt bin. Neben diesen ganzen actionreichen Aktivitäten, die ich so mache, wächst bei mir in den letzten Jahren auch immer mehr die Freude an der Ruhe der Natur. Das weiß man gerade in turbulenten Zeiten wirklich zu schätzen.