Frau Käßmann, zahlreiche Lieder und Liedtexte von Martin Luther sind uns überliefert. Können sie sich noch an ihre erste Begegnung mit dem Musiker Luther erinnern?
Auf jeden Fall! Ein feste Burg, das wurde in unserer Gemeinde am Reformationstag kräftig gesungen. Viele Jahre später hat mich fasziniert, wie dieses Lied den lutherischen Gemeinden in Argentinien in ihrer Minderheitensituation ganz aktuell Trutz- und Trostlied war.
Geschrieben wurden diese Lieder vor einem halben Jahrtausend. Passen sie überhaupt noch in unsere Lebenswelt?
„Gut Weib Kind und Ehr, lass fahren dahin“ – da empört sich manche Frau. Aber es geht um Gottvertrauen und damit um Lebensthemen: „Wen suchen wir, der Hilfe tu? Das bist du, Herr, alleine“. Luther fasst in Worte, was wir glauben, und das vermittelt sich bis heute.
Unter den Myriaden an Vertonungen von Lutherliedern – haben sie da einen Favoriten?
„Er ist auf Erden kommen arm“ – dieser Choraltext von Luther, vertont vom Bach im Weihnachtsoratorium, geht mir jedes Jahr wieder nahe. Es ist so, wie schon der Reformator sagte: „Auf böse und traurige Gedanken gehört ein gutes, fröhliches Lied und freundliche Gespräche“.