Kultur anders denken und mit allen Sinnen erlebbar machen – dafür steht das stARTfestival von Bayer Kultur, das sich seit seiner Gründung im Jahr 2020 zu einer festen Größe in der Kultur- und Festivallandschaft in Nordrheinwestfalen entwickelt hat. Aber auch deutschlandweit geht das Festival jedes Jahr „auf Tour“ und besucht weitere wechselnde Spielstätten wie in Weimar oder Darmstadt. „Bei Bayer Kultur setzten wir vor allem auf Programme, spannende Künstler*innen, Kompositionen und Formate, die im üblichen Konzertbetrieb selten vorkommen“, sagt Festivalleiter Christoph Böhmke. „Vor allem jungen Künstler*innen wollen wir bewusst kreative Freiräume bieten, um Neues zu schaffen und auf diese Weise eine lebendige und vielfältige Musiklandschaft an unseren deutschen Standorten zu fördern“
Zugunsten der vollen künstlerischen Entfaltung neue kreative Freiräume schaffen, das hat sich das Festival auch 2025 mit seinen 22 Veranstaltungen zur Aufgabe gemacht. Ob Musiktheater, Tanz, Kabarett oder Oratorium, ob Konzerte mit internationalen Stars der Klassik-Branche, jungen Nachwuchstalenten oder etablierten Kompanien und Ensembles – die Genrevielfalt kennt keine Grenzen. Entsprechend bunt gibt sich schon die spektakuläre Festivaleröffnung „Karibische Nacht“: Mit einer musikalischen Melange aus lateinamerikanischen Rhythmen und Pop wollen die Band Palito Aché und die Bayer Big Band hier Partystimmung verbreiten, Lebensfreude und Leichtigkeit vermitteln.
Drei Jubiläen auf einen Streich
Für die Klassikwelt stehen zudem in diesem Jahr drei besondere Jubiläen an: Der 50. Todestag von Dmitri Schostakowitsch, der 150. Geburtstag von Maurice Ravel sowie der 90. Geburtstag von Arvo Pärt bilden einen roten Faden im abwechslungsreichen Festivalprogramm. So erklingt im Leverkusener Erholungshaus am 4. Mai neben Werken von Prokofjew und Bruch Schostakowitschs bewegender Liederzyklus „Aus jüdischer Volkspoesie“. Das Konzert der Bayer-Philharmoniker stellt jüdisches Leben einst und heute in den Fokus und bietet einen literarischen Rahmen: Ergänzend zur Musik werden Briefe der Autorin Sasha Marianna Salzmann von der beliebten Schauspielerin Iris Berben vorgelesen.
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Auch Violinist Augustin Hadelich und die Academy of St Martin in the Fields haben Schostakowitsch sowie Meisterwerke von Mozart und Tschaikowsky im Gepäck (8.5.). Daneben komplettieren das Vision String Quartet mit Schostakowitschs berühmtem Streichquartett Nr. 8 (23.5.) sowie Alexander Krichel, Tobias Feldmann, Benedict Kloeckner und Anush Hovhannisyan mit seiner „Romanzen-Suite“ den Schostakowitsch-Schwerpunkt in Darmstadt (6.6.).
Während der Estnische Philharmonische Kammerchor unter der Leitung von Tõnu Kaljuste sich den ätherischen Klängen Arvo Pärts widmet (1.6.), lädt Schauspieler und Sänger Dominique Horwitz in Leverkusen zu einer „poetischen Reise in die Welt des Maurice Ravel“ (15.6.) – ein genreübergreifendes Konzerterlebnis der außergewöhnlichen Art, hochkarätig besetzt mit dem renommierten Aris Quartett, der Pianistin Ulrike Payer und Sopranistin Christiane Karg.
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Moderne Opern- und Tanzspektakel
Am 18. Mai verwandelt sich überdies das Leverkusener Erholungshaus, die Hauptspielstätte des stARTfestivals, zur experimentellen Musiktheaterbühne: Grigori Frids Oper „Das Tagebuch der Anne Frank“ von 1969 macht die Sehnsüchte und Ängste von Anne Frank musikalisch erlebbar – und schafft damit eine neue Verständnisebene für die junge Generation von heute. In Kooperation mit der Staatsoper Hamburg kommt die Oper nun in einer außergewöhnlichen genreübergreifenden Fassung auf die Bühne: als Graphic Opera mit einem besonderen Bühnenbild und Projektionen, die das Geschilderte anschaulich machen – digital und handgemacht, dokumentarisch und fantastisch, mit Comic, Film, Gore und Poesie. Thematisch umrahmt wird das Ganze von der begleitenden Wanderausstellung „Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte“ des Anne Frank Zentrums Berlin.
Doch nicht nur Opernfans, sondern auch Freunde des modernen Tanzes kommen beim stARTfestival auf ihre Kosten. Die Choreografin und „Prophetin des befreiten Körpers“ Silvia Gribaudi hinterfragt in ihrem Stück „Graces“ (7.6.) mit leidenschaftlichem Humor, Charme und Einfühlungsvermögen herkömmliche Vorstellungen von menschlicher (Un-)Vollkommenheit – ein Spektakel, das ebenso zum Lachen wie zum Nachdenken über den Begriff Schönheit anregt. Im Rahmen eines weiteren Tanzabends (30.4.) kehrt auch Philippe Kratz, gebürtiger Leverkusener und einst als Tänzer der stARTacademy gefördert, erneut als Choreograf zum stARTfestival zurück. „Unfolding“ ist Teil eines Doppelpacks mit dem Ensemble tanzmainz, in dem auch das Stück „Promise“ der Choreografin Sharon Eyal aufgeführt wird.
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Sprungbrett für junge Talente
Als Sprungbrett für die Klassikstars von morgen unterstützt die stARTacademy von Bayer Kultur seit über einem Jahrzehnt den künstlerischen Nachwuchs unterschiedlichster Sparten. Beim Festival bekommen viele der hochtalentierten Stipendiatinnen und Stipendiaten die Chance, sich mit ihrer Kunst einem breiten Publikum vorzustellen. So präsentiert sich im zweiten Jahr seiner Förderung der aus den USA stammende Tubist Joshua Williams in Wuppertal (14.5.), wo er gemeinsam mit dem Symfonieorkest Vlaanderen das Tubakonzert von Ralph Vaughan Williams zu Gehör bringt. Für sein Programm „The Human Voice“ hat sich außerdem der vielfach ausgezeichnete Pianist und stARTacademy-Talent Giorgi Gigashvili mit der jungen Sängerin Kato Kvaratskhelia zusammengetan. Gemeinsam haben sie ein Programm für das Weimarer Publikum zusammengestellt, das von der Liebe zu ihrer georgischen Heimat geprägt ist (29.4.).
Wer also hochkarätige Künstlerpersönlichkeiten und virtuose Talente hautnah erleben will, dabei auch gerne mal abseits ausgetretener Pfade wandelt und offen für anderes ist, der ist beim stARTfestival goldrichtig. Denn hier erweitert Kultur Horizonte.