Es ist die einzigartige Landschaft Südbayerns, die mit ihren Bergen und Tälern seit jeher Erholungsort für Menschen aus hektischen Großstädten ist: für die einen wegen der zahlreichen Sportmöglichkeiten, für die anderen als Sehnsuchtsort wegen der malerischen Natur. Darüber hinaus zog die spektakuläre Bergwelt im Laufe der Geschichte auch immer wieder Tonschöpfer an, die in der Abgeschiedenheit und Ruhe nach Inspiration für ihre Werke suchten. Einer von ihnen war Richard Strauss, der sich hier in Garmisch-Partenkirchen von dem Jugendstilarchitekten Emanuel von Seidl eine repräsentative Villa ganz nach seinem Geschmack errichten ließ. Die nutzte er ab 1908 zunächst für die Sommerfrische, wenig später als Hauptwohnsitz für sich und seine Familie.
Seit mehr als dreißig Jahren finden hier im Juni in der Wahlheimat des Komponisten die Richard-Strauss-Tage statt, die in diesem Jahr ganz im Zeichen des 75. Todestages des Namensgebers stehen. Über eine Dauer von elf Tagen präsentiert das Festival ein Programm mit Künstlern von Weltrang, darunter hochkarätige Kammer- und Sinfoniekonzerte, geboten auf einem Niveau, welches Klassikliebhaber in Deutschland sonst nur aus den Konzertsälen großer Städte kennen. Ein spannendes Rahmenprogramm rückt das musikalische Erbe von Richard Strauss in den Mittelpunkt. Unter anderem werden hier ein Meisterkurs Gesang, Stadtrundgänge und Führungen durch das Wohnhaus des Komponisten angeboten.
Drei Orchesterhighlights
Als besondere Highlights erwarten die Besucher in diesem Jahr zwei Sinfoniekonzerte mit der Pilsner Philharmonie unter der Leitung des Conductor in Residence Rémy Ballot. Auf dem Programm stehen unter anderem die sinfonischen Dichtungen „Ein Heldenleben“ (8.6.) sowie „Don Juan“ (9.6.). Dazu sind die Zuschauer eingeladen, in diesem Jahr die Musik des Komponisten Heinrich G. Noren kennenzulernen, der seine letzten Lebensjahre am Tegernsee verbrachte und sich mit seinen Kompositionen auf die Musik und das Schaffen Richard Strauss’ bezog.
Als weiteres Highlight für alle Opernliebhaber ein Muss ist die konzertante Aufführung von „Ariadne auf Naxos“ (9.6.). Zu erleben sind hier unter anderem die Sopranistin Juliane Banse und Tenor Christoph Strehl. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit dem Opernstudio der Universität Mozarteum Salzburg sowie der Angelika Prokopp Sommerakademie der Wiener Philharmoniker realisiert. Die Musikalische Leitung obliegt Kai Röhrig. Für diejenigen, die alle drei großen Orchesterveranstaltungen im Festsaal Werdenfels besuchen wollen, gibt es ein Orchesterpaket als spezielles Kartenangebot.
Kammermusik auf Weltklasseniveau
Auch Kammermusikfans kommen in Garmisch-Partenkirchen auf ihre Kosten. So stehen beim Eröffnungskonzert Werke von Mozart, Strauss und Dvořák auf dem Programm (1.6.). Auf der Bühne zu erleben sind die Nymphenburger Streichersolisten, die sich aus hochkarätigen Solisten und Stimmführern etablierter Münchner Kammermusik- und Orchesterensembles zusammensetzen. Den Klavierpart übernimmt Sandro Ivo Bartoli. Beim zweiten Kammerkonzert (7.6.) dürfen sich die Zuschauer auf das Graffe Quartett freuen, das zu den führenden tschechischen Kammermusikensembles zählt und zusammen mit Ladislav Doležel am Klavier und Miloslav Jelínek am Kontrabass ein Programm mit Werken von Hildegard von Bingen über Vivaldi, Strauss bis Graham Waterhouse im Gepäck hat. Am dritten Kammermusikabend steht das Phaeton Piano Trio mit Trio-Kompositionen von Strauss und Heinrich G. Noren auf der Bühne (11.6.).
Das Kunstlied im Fokus
Mit der finnischen Sopranistin Camilla Nylund und dem Pianisten Helmut Deutsch laden zwei weltweit renommierte Spitzenmusiker im Bereich Kunstlied die Festivalbesucher zu einer Liedmatinee ein (2.6.). Zu erleben ist das Duo mit Werken von Korngold, Zemlinsky, Berg und Strauss. Bei einem weiteren Liederabend präsentieren Preisträgerinnen des Carl-Orff-Wettbewerbs 2023 Werke von Orff und Strauss (3.6.).
Weltstar Edda Moser in Garmisch
Neben dem umfangreichen Konzertprogramm gehören Meisterkurse in Gesang zur langjährigen Tradition bei den Richard-Strauss-Tagen. Erklärtes Ziel ist es, eine „Akademie“ speziell für Stimmen im spätromantischen, deutschsprachigen Opernfach zu etablieren. In der diesjährigen Festivalausgabe konnte die legendäre Sopranistin Edda Moser als Dozentin gewonnen werden. Unterstützt wird Moser von Alessandro Misciasci, der als Korrepetitor am Mozarteum und bei den Festspielen in Salzburg tätg ist.
Abgerundet wird das Festivalprogramm mit einem Open-Air-Konzert „Strauss im Park“ (5.6.), einem Tanzprojekt mit Jugendlichen, einem Musikkabarett (7.6.), einem Symposium (7.6.) mit Beiträgen und Präsentationen zum oboenartigen Blasinstrument „Heckelphon“ – und natürlich mit der malerischen Landschaft Südbayerns mit seinen Bergen und Gebirgsausläufern.