Mit einer spielerischen Wortkette versuchen die Manager der Musikfestspiele Saar all den Inhalten, die in der diesjährigen Festival-Ausgabe versammelt sind, gerecht zu werden: Einheit, Freiheit, Freifalt, Vielfalt und Vielheit. Vor allem das Programm erstrahlt in Vielfalt, es repräsentiert jedoch auch den Gedanken der künstlerischen und politischen Einheit in Freiheit. Die einjährige Ratspräsidentschaft des Saarlandes, welche mit einem großen Einheitsfest in Saarbrücken zum Tag der Deutschen Einheit 2025 endet, nehmen die Musikfestspiele zum Anlass, die Deutsche Einheit und den europäischen Gedanken zu feiern.
Einheit spüren – das kennen Chorsänger oder Instrumentalisten im Orchester, wenn sie sich als Individuen in eine große Gemeinschaft begeben, im Klang aufgehen und ein Gefühl der Zusammengehörigkeit erleben. Dazu lädt das neu gegründete Bürgerorchester der Festspiele nun zum ersten Mal ein.

Ein Herz für die Jugend
Ein weiteres Teilhabe-Projekt zieht Schulklassen auf die virtuelle und reale Bühne. Das Puppentheater Zwickau bietet seit einigen Jahren Figurentheater als 360°-Virtual-Reality-Inszenierungen auf VR-Brillen an. Was in der Coronazeit aus der Not heraus entstand, ist heute europaweit ein großer Erfolg. Die Schulklassen werden mitten in das Geschehen eines realen Theaterstücks katapultiert. An zwei Abenden kommen auch alle anderen Zuschauer in den Genuss dieses VR-Events. Sie tauchen audiovisuell in Emmanuel Geibels „Die Goldgräber“ ein und befinden sich mitten im Geschehen einer Figurentheater-Inszenierung des Puppentheaters Zwickau.
Besuch von jungen Musikbegeisterten bekommt das Festival darüber hinaus zwei Mal. Das brasilianische Jugendorchester Neojibá spielt das Violinkonzert von Jean Sibelius und dann Musik aus der „Neuen Welt“: Bernsteins Symphonic Dances, Aaron Copland, Alberto Ginastera und Antônio Carlos Gomes, ein Landsmann der Brasilianers Ginasteras. Das große Highlight ist die Premiere des neu gegründeten Junior Ballet de L’Opéra de Paris. In der Neuen Gebläsehalle Neunkirchen treten die achtzehn Tänzerinnen und Tänzer zum ersten Mal mit ihren Choreografien an die Öffentlichkeit.

Musik und Politik
Gleich das Eröffnungskonzert lässt die gesellschaftlichen Dimensionen der Musikfestspiele in diesem Jahr erkennen. In der Vertretung des Saarlandes beim Bund in Berlin wird dem Weimarer Dreieck musikalisch gedacht. Das Weimarer Dreieck ist eine lose Vereinigung der drei Länder Polen, Deutschland und Frankreich, die das Ziel verfolgt, Kooperation auf europäischer Ebene zu fördern. Das Kammermusikprogramm mit Werken von Poulenc, Beethoven und Szymanowski bildet diese europäische Vielfalt in der Einheit musikalisch ab.
Der 9. Mai ist als Europatag bekannt und jährt sich in diesem Jahr zum 75. Mal. Diesen Gedanken der Verbrüderung unter den Völkern zur Wahrung von Frieden und Demokratie würdigt das Festival mit einer musikalischen Reise im Dreiländereck Frankreich, Luxemburg und Deutschland. Dem Dresdner Kammerchor folgt das Publikum – es gibt Shuttle-Busse – von Perl über Sierck-les-Bains bis nach Schengen und wieder zurück.
Noch ein weiteres besonderes Jubiläum wird in die Festspiele integriert: Am 22. Juni wäre der Theologe, Arzt, Humanist und Friedensnobelpreisträger Albert Schweizer 150 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass finden in der Kirche St. Michael, dem „Saarbrücker Dom“, das Vokalensemble ’83, das Ensemble Capella basilicae instrumentalis unter der Leitung von Bernhard Leonardy, eine Geigerin und eine Tänzerin zusammen, um seinem Friedensappell zu folgen und musikalisch und tänzerisch zu gedenken.

Große Namen, große Kunst
Keinesfalls sind die Festspiele Saar in diesem Jahr eine reine (Ge-)Denkveranstaltung. Große Namen der Klassik-Szene haben sich angesagt. Benjamin Appl gestaltet einen Liederabend, Kian Soltani kommt in Begleitung des City of Birmingham Symphony Orchestra mit einem französischen Programm, das Diotima Quartett präsentiert feinste Streichquartett-Literatur und, last but not least, lädt Stegreif, das improvisierende Orchester, zu einer Jazz-Barock-Fusion auf der Grundlage von Händel-Werken ein. Mit der Deutschen Radio Philharmonie unter Baldur Brönnimann kann man sogar einer Uraufführung beiwohnen. Ein Programm voller klanglicher Überraschungen umrahmt Carlos Cardenas „Evocaciones” für Orchester. Wer es lieber traditionell mag, lernt in der Ludwigskirche Saarbrücken die junge Trompeterin Mary Elizabeth Bowden kennen, die im Zusammenspiel mit der Orgel ihr Können zeigt. Großes Finale ist das Kulturfest für die ganze Familie mit Bürgerorchester, Wandelkonzerten, Jazz, Swing, Flohmarkt und vielen Mitmach-Aktionen. Bei so viel Vielfalt zur Einheit, so viel Einheit in Freiheit muss man einfach mitfeiern!