Seit 2013 steht die Internationale Bachakademie Stuttgart unter der Leitung des Dirigenten Hans-Christoph Rademann. Die 1954 von Helmuth Rilling gegründete „Gächinger Kantorei Stuttgart“ umfasst seit 2016 in der historisierenden Schreibweise „Gaechinger Cantorey“ neben dem traditionsreichen Chor auch das Barockensemble der Bachakademie. Ihr Herzstück hat sie einem glücklichen Zufallsfund zu verdanken, der zum aufwendigen Nachbau der Truhenorgel von Gottfried Silbermann geführt hat. Das Instrument ist das neue klangliche Fundament der Gaechinger Cantorey und verkörpert als originalgetreues Exponat barocker Klangideale das Zentrum der Internationalen Bachakademie Stuttgart.
Passenderweise residiert die Internationale Bachakademie auf dem eigens für sie umbenannten Johann-Sebastian-Bach-Platz in Stuttgart-West. Der stattliche Gründerzeitbau beheimatet neben Büros auch einen Konzertsaal mit 200 Plätzen. Ebenfalls befindet sich dort das öffentlich zugängliche Forschungsarchiv, wo 2000 die weltweit erste Gesamteinspielung der Werke von Johann Sebastian Bach durch Helmuth Rilling und Bach-Experte Andreas Bomba als Projektkoordinator in 172 CDs vollendet worden ist.
Schon immer legte Rilling besonders großen Wert darauf, die Bachakademie als Kulturbotschafterin in die Welt zu schicken. Die am 16. November 1981 gegründete Stiftung pflegt das Musikerbe von Bach, seinen Zeitgenossen, Vorgängern und Nachfolgern durch Veranstaltungen und Vermittlung, Unternehmertum, Ausbildung und Forschung. Doch schon in den siebziger Jahren hat Helmuth Rilling Bachakademien mit Konzerten, Vorträgen und Meisterkursen veranstaltet. Neben denkwürdigen Auftritten in Israel und Osteuropa geschah die Vermittlung auch auf ausgedehnten Konzertreisen in den USA, Südamerika und Japan.
Hans-Christoph Rademann richtet seinen Fokus nun auf die Kultivierung eines „Stuttgarter Bachstils“. Basierend auf dem historischen Fundament der Bach-Zeit und mit Wurzeln in der lebendigen Aufführungspraxis des von Helmuth Rilling gegründeten Chors steht die Gaechinger Cantorey für den ganzheitlichen musikalischen Ansatz und die ästhetische Klangvorstellung des Barock. Besonderes Augenmerk richtet er auch immer wieder auf das junge Publikum. So haben etwa durch das Programm „BachBewegt!“ bereits mehrere tausend Schülerinnen und Schüler tanzend und singend ganz individuelle Zugänge zur Musik gefunden. Der Akademieleiter ist überzeugt: „Kulturelle Bildung ist auch Persönlichkeitsbildung!“