Schon der Anblick des im oberen Prättigau gelegenen Ferienorts Klosters – malerisch gesäumt von Wäldern, Wiesen und Bergen – vermittelt ein so erhabenes und zugleich friedvolles Bild, als wolle dieser Ort eine verheißungsvolle Beziehung mit den verborgenen Kräften der Musik eingehen. Genau das tut er auch, wenn vom 26. Juli bis 4. August im Rahmen des Festivals „Klosters Music“ dreizehn hochklassig besetzte Konzerte an verschiedenen Spielorten voraussichtlich über 3000 Besucher in die wunderschöne Alpenregion locken werden.
„Neue Bahnen“ führen bis in die Gegenwart
Dem diesjährigen Motto gemäß lenkt der künstlerische Leiter David Whelton das erstmals von der neu gegründeten „Stiftung Kunst & Musik, Klosters“ realisierte Festival in „Neue Bahnen“ – frei nach dem Titel des berühmten Essays von Robert Schumann, mit dem der Komponist den zwanzigjährigen Brahms als zukünftige Lichtgestalt zwischen Tradition und Aufbruch glorifizierte. In diesem Spannungsfeld bewegt sich nicht nur das Modigliani Quartett mit Pianist Adam Laloum beim Auftaktkonzert, sondern auch der britische Star-Cellist Steven Isserlis, der in Begleitung von Pianistin Connie Shih virtuos die Ausdrucksmöglichkeiten seines Instruments auslotet und mit Sonaten von Bach, Beethoven und Schumann bis zu Thomas Adès’ „Lieux retrouvés“ eine Zeitspanne von drei Jahrhunderten tönend umarmt.
Ganz auf die Barockzeit und die klingende Idee der Musik fokussieren sich der Geiger Christian Tetzlaff und Pianist Sir András Schiff am zweiten „Bach Discovery Day“. Unter dem Motto „Shaping the Invisible“ spürt Tetzlaff der solitären kompositorischen Meisterschaft in den Solo-Sonaten und der -Partita BWV 1003 bis 1005 nach, bevor im Anschluss Schiff mit dem gesamten ersten Band des „Wohltemperierten Klaviers“ Bachs komplexe Klangkunst musikalisch ausdeutet.
Abendessen mit Händel
Eine ebenso große Lichtgestalt des Barock war Georg Friedrich Händel, wobei er die irdischen Genüsse keinesfalls verschmähte. In den langen Pausen seiner Londoner Opern- oder Oratorienaufführungen wurde ausgiebig gefeiert – und das natürlich mit Musik! Währenddessen pflegte der Meister bei einem üppigen Essen seine körperliche Fülle. Blockflötist Maurice Steger und das La Cetra Barockorchester Basel werden die Zuhörer zu „Mr Handel’s Dinner“ einladen und ein rauschendes Barockfest mit den Lieblingsstücken einer Zeit feiern, in der die Musik ihre Freiheit auf Grundlage einer strengen Formenlehre entfaltete.
Musik trifft Kunst
Um den Zusammenhang zwischen „Form & Klang“ geht es auch im gleichnamigen Gesprächskonzert, bei dem der Schweizer Maler und Bildhauer Christian Bolt und der österreichische Komponist Wolfgang-Michael Bauer nach Querverbindungen zwischen Malerei, Bildhauerei und Musik suchen. Die Veranstaltung knüpft unmittelbar an die Vernissage zur Ausstellung des Nachlasswerks des Malers Kurt Oskar Weber an.
Als Residenzorchester begrüßt Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen neben Geiger Christian Tetzlaff auch den jungen Pianisten Kit Armstrong, während das alle Klassikkonventionen über Bord werfende Janoska Ensemble eine „Revolution“ ausruft, die von Bach bis zu den Beatles reicht. Improvisiert wird auch auf der Seebühne am Öpfelsee auf der Madrisa-Alp: Hier sorgen der südafrikanische Trompeter Ian Smith und seine Band Virtual Jazz Reality für feinsten Hörgenuss.