Startseite » Festivalfenster » Festival Vielsaitig Füssen 2023

Anzeige

Auf ins Mekka der Streichinstrumente!

Inhalt

  • Auf ins Mekka der Streichinstrumente!

Festival Vielsaitig Füssen 2023

Unter dem Motto „con brio“ bringt der neue künstlerische Leiter Julian Steckel vom 30. August bis 9. September Schwung ins Füssener Festival „vielsaitig“.



Tickets

In jeder einzelnen Saite, die im Kaisersaal des Barockklosters St. Mang erklingt, schwingt sie mit – die traditionsreiche Geschichte des Instrumentenbaus in Füssen. Vom 14. bis zum 18. Jahrhundert hat sich die Stadt im Allgäu zu einer Hochburg der Lauten- und Geigenmacher entwickelt. Die Lücke zwischen dem in dieser Region seit den frühen 1980er-Jahren wieder erstarkten Geigenbau und dem aktiven Geigenspiel schließt seit 21 Jahren das Streichinstrumentenfestival „vielsaitig“, das 2023 erstmals unter der künstlerischen Leitung des Cellisten Julian Steckel stattfindet.

„Con brio“ – schwungvoll und lebhaft geht der 41-Jährige dem Festivalmotto gemäß seine neue Aufgabe an und hat zehn Konzerte auf die Agenda gesetzt, die die Klang- und Ausdrucksmöglichkeiten von Streichinstrumenten abseits ausgetretener Kammermusikpfade erkunden. So hat Steckel die französische Bratschistin Lise Berthaud und den Geiger Tobias Feldmann für ein besonderes Eröffnungsprojekt gewinnen können: Johann Sebastian Bachs „Goldberg-Variationen“ – komponiert für zweimanualiges Cembalo – erklingen in einer Fassung für Streichtrio, die das Geflecht der einzelnen Stimmen mit berückender Transparenz zu Gehör bringt.

Matthias Kirschnereit

Völlig ohne Saiten, aber von seiner besten Seite präsentiert sich das Duo Aliada. Der polnische Saxofonist Michał Knot und der serbische Akkordeonist Bogdan Laketic malen Werke des klassischen Repertoires in neuen Klangfarben aus, überschreiten Genregrenzen in Richtung Jazz und verknüpfen neue Arrangements und ihnen gewidmete Werke mit eigenen Improvisationen. Hierzulande noch ein Geheimtipp ist das spanische Cuarteto Quiroga, das sich in den zwanzig Jahren seines Bestehens in die oberste Liga der Quartettkunst aufgeschwungen hat. Im Kaisersaal hüllen die vier Streicher nicht nur Quartette von Béla Bartók und Felix Mendelssohn in ihr warmes Timbre, sondern rollen auch ihrem Landsmann, dem Haydn-Zeitgenossen Manuel Canales einen roten Teppich aus.

Musikalische Sternstunden in Füssen

Nach Bartók wandelt das spanische Ensemble am folgenden Konzertabend auf den Spuren eines Komponisten, der ebenfalls die traditionellen Rhythmen seines Landes in einer tonal frei flottierenden Kunstmusik aufgreift. Das erste Streichquartett des Argentiniers Alberto Ginastera trifft dabei auf dessen erste Klaviersonate mit Pianist Matthias Kirschnereit an den Tasten, bevor der in Füssen bereits liebgewonnene Festivalgast zusammen mit den vier Streichern Robert Schumanns von explosiver Kraft angetriebenes Klavierquintett Es-Dur unter Hochstrom setzt.

Eine musikalische Sternstunde darf man auch erwarten, wenn die in Tokio geborene und seit kurzem in Berlin lebende Geigerin Karen Gomyo für Brahms’ Klaviertrio H-Dur op. 8 den Schulterschluss mit Pianist Paul Rivinius und Cellist Julian Steckel sucht. 35 Jahre nach seiner Entstehung unterzog der Komponist sein Jugendwerk einer grundlegenden Überarbeitung, womit er einerseits scharfe Selbstkritik an seiner früheren „Geschwätzigkeit“ übte und andererseits den herrlichen Themen seines Klaviertrio-Erstlings die höchsten Weihen verlieh. Gomyo, Rivinius und Steckel stellen dieser romantischen Perle die Violinsonate A-Dur von César Franck und Claude Debussys Cellosonate voran.

Tobias Feldmann

Auf der Suche nach ungewöhnlichen Klangbildern

Sehr selten erklingende Saiten zieht dagegen der aus St. Petersburg stammende Solist Sergey Malov auf. Er spielt nicht nur Violine, Barockvioline und Bratsche, sondern auch das Violoncello da spalla – ein lange Zeit vergessenes Miniaturcello, das der Spieler sich an einem Gurt um den Hals hängt und das mit seinem weichen, warmen, schlanken Ton betört. Im Wechsel mit der Violine und kombiniert mit Improvisationen überrascht Malov mit seiner ganz eigenen Sichtweise auf die für Tasteninstrumente komponierten Inventionen und Sinfonien von Johann Sebastian Bach.

Auf der Suche nach ungewöhnlichen Klangbildern befindet sich seit nunmehr zehn Jahren auch das Duo BartolomeyBittmann, wenn es mit seinen klassischen Instrumenten einen mitreißenden Strom aus rasenden Rock-Riffs, intimen Grooves und raffinierter Jazz-Improvisation entfesselt. Während der Komponist des Duos, Klemens Bittmann, abwechselnd seine Violine und die Mandola virtuos aufglühen lässt, spielt Matthias Bartolomey ein Cello des legendären Geigenbauers David Tecchler, der in Lechbruck bei Füssen geboren wurde und im frühen 18. Jahrhundert in Rom Karriere machte.

Geigerin Karen Gomyo
Geigerin Karen Gomyo

Vielsaitiger Abschluss

Das Cello steht auch im Mittelpunkt beim Abschlusskonzert des Festivals „vielsaitig“ – und zwar gleich vier Mal. Zusammen mit den Brüdern Thomas und Patrick Demenga sowie ihrem gemeinsamen Kollegen Christian Poltéra formiert Festivalleiter Julian Steckel ein Celloquartett, das einen Bogen von der Barockzeit bis ins beginnende 21. Jahrhundert spannt und am Ende mit Tschaikowskys „Rokoko-Variationen“ einen romantischen Gipfelpunkt erklimmt.

Mit einem eigenen Abschlusskonzert verabschieden sich auch die Teilnehmer der festivalbegleitenden Meisterkurse aus Füssen, die drei Tage zuvor bereits im Rahmen einer musikalischen Teestunden in der Orangerie der Stadtbibliothek Einblicke in ihre Arbeit geben. Wer sich darüber hinaus für die handwerkliche Seite und historische Entwicklung des regionalen Instrumentenbaus interessiert, findet Einblicke und Anregungen beim „Treffpunkt Geigenbau“ sowie in Vorträgen und einer Ausstellung über Streich- und Zupfinstrumentenbauer aus dem Allgäu und aus Cremona.

Termine

Aktuell sind keine Festivaltermine zu finden.

Inhalt

  • Auf ins Mekka der Streichinstrumente!