„Ein Festival unterscheidet sich sehr von einer Saison“, sagt Dominique Bluzet und meint damit vor allem die intensive Arbeit für alle Beteiligten, die sich auf die wenigen Festivaltage konzentriert. Doch auch in anderen Dingen gibt es große Unterschiede: Hier trifft nicht nur das Publikum in einem intimeren Rahmen auf große Namen der Szene, sondern auch die nächste Musikergeneration. Schon seit der Gründung des Festival de Pâques ist es den Veranstaltern eine Herzensangelegenheit, Nachwuchskünstlern eine Plattform zu geben und ihnen die Möglichkeit zu bieten, von ihren Vorbildern zu lernen.
„Renaud und ich hatten als junge Künstler das große Glück, dass wir Menschen um uns herum hatten, die uns die Hand gereicht haben“, erinnert sich Bluzet, der mit der Hilfe des Theater- und Operndirektors Stéphane Lissner mit 23 Jahren seine erste Operninszenierung verwirklichen konnte. Im gleichen Alter wirkte Capuçon dank Claudio Abbado als Konzertmeister beim Gustav Mahler Jugendorchester mit. „Wir haben schon früh Unterstützung bekommen und wurden begleitet. Diese Chance möchten wir auf gleiche Weise an die nächste Generation weitergeben“, erklärt Bluzet weiter.
Konzerte mit Künstlern, die mit dem Festival aufgewachsen sind
Zur „Génération @ Aix“ gehören auch Musiker, die sich mittlerweile selbst einen Namen in der Branche gemacht haben, darunter Adrien la Marca, Edgar Moreau, Julia Hagen, David Kadouch – und Bilal Alnemr. Mit vierzehn Jahren hat der junge Geiger seine Heimat Syrien verlassen, um am Konservatorium von Aix-en-Provence zu studieren. Schnell wurde Capuçon auf ihn aufmerksam und lud ihn 2013 zur ersten Ausgabe des Festival de Pâques ein. Seitdem ist Alnemr dort regelmäßig zu Gast. „Renaud Capuçon und Dominique Bluzet haben mir und meiner Musik eine Heimat gegeben, mich sozusagen musikalisch adoptiert, und stehen mir seit zehn Jahren zur Seite“, erzählt der heute 26-Jährige. Sogar bei Alnemrs Erlangung der französischen Staatsbürgerschaft hat Capuçon ihn mit einem Empfehlungsschreiben unterstützt.
Heute lebt Alnemr in Berlin, ist Teil der Barenboim-Said Akademie und spielt im West-Eastern Divan Orchestra. Für die diesjährige Ausgabe des Festivals wird er gemeinsam mit anderen Musikern der „Génération @ Aix“ aber wieder nach Aix-en-Provence reisen und an den Konzerten teilnehmen, die Capuçon und Bluzet extra für die jungen Künstler organisieren, die mit dem Festival aufgewachsen sind. „Die Arbeit mit dem Nachwuchs fühlt sich an, als würde man der Zukunft gegenüberzustehen. Wir werden sie fortführen, solange das Festival existiert“, verspricht Capuçon.