Sie ist eine Frau mit hohen Ansprüchen und einer großen gestalterischen Kraft: Laurence Equilbey aus Paris gründete nicht nur den Kammerchor Accentus, sondern 2012 auch ein Orchester. Das Insula orchestra hat sich auf das Repertoire der Klassik und Romantik spezialisiert und kann jeweils auf den erforderlichen historischen Instrumenten spielen. Seit 2017 residiert es im Pariser Kulturzentrum La Seine Musicale, das auf der Île Seguin liegt, einer Insel im südwestlichen Knick der Seine. Dort befand sich bis 2005 ein Produktionswerk der Firma Renault. Der imposante Neubau beherbergt einen großen Konzertsaal nach Plänen des Tokioter Büros Nagata Acoustics, das auch für den Saal der Elbphilharmonie verantwortlich war. Hier hat Equilbey, die unter anderem in Wien bei Nikolaus Harnoncourt studierte, ihr Insel-Orchester heimisch werden lassen.
Das Originalklangensemble kommt mit einem reinen Mozartprogramm in die Frauenkirche. Mit der Ouvertüre zu „La clemenza di Tito“ führt Equilbey das Publikum in die musikalische Welt des späten Mozart: Die Opera seria brachte der Komponist wenige Monate vor seinem Tod zur Uraufführung. Auch aus dem reichen sinfonischen Schaffen des Salzburger Meisters hat sich Laurence Equilbey ein spätes Exemplar ausgesucht: die Sinfonie Nr. 39 in Es-Dur. Sie entstand 1788 in Wien, als Mozart von finanziellen Sorgen und Stimmungsschwankungen geplagt wurde. Dennoch wirkt die Sinfonie wenig düster, sondern majestätisch und erhaben.
Sein Klarinettenkonzert vollendete Mozart ebenfalls erst in seinem Todesjahr 1791. Solist ist der aus Frankreich stammende Pierre Génisson. Neben seiner Liebe zum Swing und seinem Interesse für impressionistische Klänge verfügt er über ein ebenso großes Herz für Mozart, wie es der Komponist für die Klarinette hatte.