Gegensätze wie Licht und Schatten, Freude und Trauer, Kultur und Barbarei haben den Intendanten Jan Vogler zum diesjährigen Motto angeregt. Die Idee dazu kam ihm bei der Lektüre von Leo Tolstois „Krieg und Frieden“, in dem ein großes Tableau von Kontrasten ausgerollt wird. Das Festivalprogramm beschäftigt sich einerseits mit diesen Kontrasten, andererseits mit den Zwischentönen, ohne die unsere Welt nur unzureichend beschrieben werden kann. Alle Bemühungen, mit Musik Brücken zu bauen und sich zwischen den Polen zu begegnen, beleuchten und leben die Dresdner Musikfestspiele facettenreich.
Eine Sache aber ist wirklich nur schwarz und weiß: eine Tastatur. So gibt es in der kommenden Ausgabe der Dresdner Musikfestspiele den Festivalschwerpunkt „Tastenspiele“. Hier bringen internationale Künstler die ganze Bandbreite verschiedener Tastaturen zum Klingen und zeigen die Farbpalette dieser Instrumente: ob am Flügel, Klavier, E-Piano, an der Orgel oder auf dem Akkordeon, es wird bunt.
Auf all diesen Instrumenten können auch Orchesterstücke gespielt werden. Ein unbestrittener Höhepunkt sinfonisch geprägter Klaviermusik sind Franz Liszts Transkriptionen der Beethoven-Sinfonien, die bei den „Tastenspielen“ an drei Abenden von Louis Lortie sowie seiner Partnerin Hélène Mercier und Studierenden seiner Klavierklasse präsentiert werden.
Das klassische Klavierrezital zieht sich ebenfalls durch die gesamte Festivalzeit. Große Namen und junge Talente zeigen, wie Musik für Klavier solo einen Abend füllen kann. Dazu gehören Emanuel Ax mit einem Liszt- und Schubert-Programm sowie Hélène Grimaud mit romantischem und klassischem Repertoire. Eine besondere Pianistin kann man im Palais im Großen Garten kennenlernen: Tiffany Poon lotet in ihrem Programm mit Werken von Clara und Robert Schumann die Kontraste dieser Künstlerpersönlichkeiten aus.
Stars treffen auf internationale Spitzenorchester
Klavierkonzerte von Brahms, Tschaikowsky oder Mozart wiederum liegen in versierten Händen Mikhail Pletnevs, Martin Helmchens, Kirill Gersteins oder der Gebrüder Jussen. Begleitet werden sie jeweils von Orchestern aus nah und fern, so sind das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, das Dresdner Festspielorchester, das Nederlands Philharmonisch Orkest wie auch die Filarmonica Arturo Toscanini aus Italien dabei.
Wenn ein Instrument nicht nur das Tastatur-, sondern auch noch das Pedalspiel ermöglicht, wird der Klang üppig. Christian Schmitt wird an der Orgel des Freiberger Doms St. Marien alle Register ziehen. Der gefragte Organist hat für sein Konzert den ungarischen Trompeter Tamás Pálfalvi eingeladen. Gemeinsam werden sie in dieser traditionellen Besetzung dem Tasten- und Ventilspiel altbekannte und überraschende Klänge abgewinnen. Lieblinge dieses Repertoires wie Tomaso Albinoni oder Johann Sebastian Bach gesellen sich zu Vertretern des 20. und 21. Jahrhunderts.
Zwei Konzerte der „Tastenspiele“ lassen die Grenzen der Klassik verschwimmen und sorgen für Akzente aus benachbarten Genres. In der Reihe „Classical Beats” präsentiert das Festival die Grandbrothers, ein Duo aus Erol Sarp am E-Piano und Lukas Vogel an Electronics. Ebenfalls ist der „Akkordeon-Punk“ Kimmo Pohjonen zu erleben. Der in Finnland geborene Ausnahme-Künstler entdeckt neue Möglichkeiten des Instruments, indem er Folk, Rock, Techno und Klassik mit Show-Elementen und modernster Technik bereichert. Die „Classical Beats“-Konzerte finden in der ungezwungenen Atmosphäre der Reithalle mit Stehplätzen statt. In diesem farbigen Spektrum von Klängen in Schwarz-Weiß dürfen auch jazzige Töne nicht fehlen. Michael Wollny macht mit seinem Trio im Kulturpalast Station und Pianistin Johanna Summer lädt den Saxofonisten Jakob Manz zur Session ins Zentralwerk.