Bei einem Festival steht die hehre Kunst im Mittelpunkt, klar. Doch auch ihre Herberge will sorgfältig gewählt sein und soll das Publikum in die rechte Stimmung bringen. Im Laufe der Jahrzehnte haben die Veranstalter des Bergen International Festival zahlreiche wundervolle Aufführungsorte erschlossen, die weit über die örtliche Kunsthalle, das Nationaltheater und die Grieghalle hinausreichen. Ins Auge stechen dabei drei durchaus als feudal zu bezeichnende Komponistenresidenzen, etwa jene nachgerade märchenhafte Villa, die sich Ole Bull von seinen üppigen Honoraren als Komponist und Stargeiger gönnte. Überhaupt ist die winzige Insel Lysøen, wo sich das Anwesen befindet, ein Paradies aus exotischen Büschen und Bäumen, die sich in den einheimischen Fichtenwald einfügen.
In Bergen selbst befindet Edvard Griegs Domizil „Troldhaugen“ („Trollhügel“), das der Komponist als sein „bestes Werk“ bezeichnete, obschon er das Haus lediglich bewohnte und am Schaffensprozess des Gebäudes nicht wirklich beteiligt war. Heute befindet sich dort auch das Edvard Grieg-Museum. Und dann ist da noch das ebenfalls in Bergen befindliche Siljustøl, das Anwesen des norwegischen Komponisten Harald Sæverud. Das Bergen International Festival kann mit Håkonshallen außerdem eine königliche Residenz als Spielstätte vorweisen, die auf König Håkon Håkonsson zurückgeht, der im 13. Jahrhundert regierte. Dass sich das Festival aber auch nicht der städtischen Infrastruktur schämt, zeigt sich im neuesten Spielort, dem Depot 1. Dabei handelt es sich um einen im Bau befindlichen Tunnel, der durch den Berg Løvstakken führt. Normalerweise dröhnt hier Tag und Nacht der Lärm gigantischer Grabungsmaschinen, doch für zwei Tage durchflutet nun Musik das Innere des Berges.