Mediterrane Lebensfreude und katalanische Gastfreundschaft: Barcelona ist bei Touristen so beliebt wie keine andere spanische Stadt. Rund acht Millionen Besucher kommen jährlich in die traditionsreiche Mittelmeer-Metropole. Insbesondere Kunst- und Kulturliebhaber kommen in der Hauptstadt Kataloniens voll auf ihre Kosten. Seit letztem Jahr gibt es ein weiteres Highlight für alle Klassikfans: das Barcelona Obertura Spring Festival.
Kultureller Leuchtturm: Das Barcelona Obertura Spring Festival
„Das ist kein Festival wie jedes andere“, erzählt Víctor Medem, Geschäftsführer und Gründer von Barcelona Obertura. „Es ist eine gemeinsame Initiative der drei großen Musikinstitutionen hier in der Stadt.“ Dazu zählen das traditionsreiche Gran Teatre del Liceu, eines der größten Opernhäuser mit fast 2.300 Plätzen, das Palau de la Música Catalana, ein besonders schöner und charismatischer Saal im Jugendstil und einziger Konzertsaal der Welt, der UNESCO-Welterbe ist (Alban Bergs Violinkonzert wurde hier 1936 uraufgeführt), sowie das Auditori, ein Musikzentrum ähnlich der Pariser Cité de la musique. „Das Auditori beheimatet das Barcelona Symphony Orchestra, die Musikhochschule sowie ein Musikmuseum“, sagt Medem. „Jedes Jahr kommen an die 600.000 Konzertbesucher ins Auditori – inzwischen schon eine richtige Institution, auch in Sachen Nachwuchsarbeit.
Diese drei so einzigartigen wie unterschiedlichen Einrichtungen veranstalten das Festival in Zusammenarbeit mit dem unabhängigen und gemeinnützigen Verein Barcelona Global. Ziel des Vereins, der sich aus den führenden Unternehmen, Forschungszentren, Universitäten und Kulturinstitutionen der Stadt sowie mehr als 800 Fachleuten zusammensetzt, ist es, die katalanische Hauptstadt unter der Marke Barcelona Obertura international zu präsentieren und als kulturelles und musikalisches Zentrum zu festigen.
Zwar gibt es in Barcelona das ganze Jahr über ein vielfältiges Kulturangebot, aber mit dem Barcelona Obertura Spring Festival gebe es nun einen wahren kulturellen Leuchtturm. „Wir beschlossen deshalb jedes Jahr im März, also in der Zeit vor Ostern, in der europaweit relativ wenig Festivals stattfinden, ein neues Angebot zu schaffen“, erklärt Víctor Medem. Dafür koordinieren sich die drei Institutionen untereinander und gestalten das Programm gemeinsam und ohne übergeordnete künstlerische Leitung.
Wagners „Lohengrin“ mit Klaus Florian Vogt, inszeniert von Katharina Wagner
Einer der Festival-Höhepunkte ist die Premiere von Richard Wagners „Lohengrin“ mit Klaus Florian Vogt, in der Inszenierung von Katharina Wagner, Urenkelin des Komponisten. Für Víctor Medem ist damit „ein kleiner Coup“ geglückt, vor allem weil Katharina Wagner kaum noch außerhalb Bayreuths inszeniert. Große Namen wie Sir John Eliot Gardiner, Valery Gergiev, Lang Lang und Arabella Steinbacher machen das Festival schon allein zu einem Besuchermagneten.
Parallel zu den großen Konzerten findet eine Serie mit über 30 Konzerten in der gesamten Stadt bei freiem Eintritt statt. Junge spanische Musiker bringen dann so manche ungewöhnliche Spielstätte zum Klingen: Museen, das Gaudí-Gebäude, ein altes Gefängnis und als besonderes Glanzstück auch die Sagrada Família. Doch das Besondere am Barcelona Obertura Spring Festival ist und bleibt die Zusammenarbeit der drei Institutionen.
In den kommenden Jahren soll die Koordination verbessert werden, was momentan, angesichts der teils fortgeschrittenen Planung der Häuser, noch etwas schwierig sei. Das Ziel sei aber ein großer inhaltlicher Bezugspunkt. „Barcelona ist immer eine Reise wert“, betont Medem. „Aber jetzt lohnt es sich nicht mehr nur wegen des Wetters, der Gastronomie, der Architektur oder der Museen, sondern umso mehr wegen der Musik.“