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Ein Rauschen von Wald und Meer

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Baltic Opera Festival 2024

Das Baltic Opera Festival belebt auch in seiner zweiten Ausgabe die 115 Jahre alte Waldbühne von Sopot.



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Mitten im Wald bei Danzig, keine fünf Stunden Zugfahrt von Berlin entfernt, liegt ein wahrhaft mystischer Ort. Wenn man vom Strand des wieder sehr mondänen polnischen Seebads Sopot durch den weißgetünchten Ort einen sanft ansteigenden Hügel hinaufwandelt, erlebt man nicht nur eine einzigartige Natur, sondern spürt zugleich auch den Atem der Geschichte.

Als der Konzertmeister des nahe beheimateten Danziger Orchesters 1909 zwischen den bewaldeten Hügeln die einzigartige Naturakustik entdeckte, erkannte er sofort das Potenzial für die kulturdurstigen Kurgäste. Schnell mauserte sich die hierauf errichtete Waldbühne von Sopot zum „Bayreuth des Nordens“. Hier dirigierten Max von Schillings, Hans Knappertsbusch und Erich Kleiber, und die großen Wagner-Stimmen gaben sich die Baumzweige in die Hand. Doch weil die Nazis Sopot als „reichswichtige Spielstätte“ vereinnahmten, war es, zumindest was Oper betrifft, nach dem Krieg lange still um den mystischen Ort.

Festival-Senkrechtstarter

Seit seinem Engagement als Alberich in einer konzertanten „Rheingold“-Aufführung auf der szenisch brachliegenden Bühne dachte der polnische Bariton Tomasz Konieczny – durch seine Verbindungen auch zum „echten“ Bayreuth international vernetzt – über ihre Wiederbelebung nach. Denn gerade die Synthese aus Musik und der Naturkulisse schien wie geschaffen für ein solches Großprojekt. Bestärkt durch die Freiluft-Zwänge der Corona-Pandemie reifte die Idee, die Magie der einstigen Waldoper mit einem richtigen Festival wieder zum Glühen zu bringen: Unter der nun mit einem großen Zeltbau überdachten Bühne hob Konieczny 2023 sein Baltic Opera Festival aus der Taufe und schlug damit gleich im ersten Jahr erhebliche Wellen in der internationalen Musikwelt. Beschirmt von den Präsidenten Andrzej Duda und Frank-Walter Steinmeier trafen im Kuratorium gleich mal der Wiener Staatsopernintendant Bogdan Roščić, sein Vorgänger und jetziger Scala-Chef Dominique Meyer und der Direktor der MET Peter Gelb zusammen, und auch bei der Besetzung fanden sich allererste Namen.

2023 rief Tomasz Konieczny das Baltic Opera Festival ins Leben
2023 rief Tomasz Konieczny das Baltic Opera Festival ins Leben

Ein Programm für alle

8.000 Menschen priesen das Aufgebot mit enthusiastischem Beifall bei den beiden Aufführungen des „Fliegenden Holländer“ im vergangenen Jahr. Der Erfolg war so groß, dass sich Konieczny, selbst ein fabelhafter und weltweit renommierter Sänger, für dieses Jahr entschloss, die gefeierte Debüt-Produktion des „Fliegenden Holländers“ in der Regie von Barbara Wiśniewska und unter der musikalischen Leitung von Yaroslav Shemet wiederaufzuführen. Zum 100. Todestag von Giacomo Puccini wird das fünftägige Festival aber zuvor mit „Turandot“ eröffnet, dirigiert von der Kanadierin Keri-Lynn Willson, inszeniert von Waldemar Zawodziński und mit dem diesjährigen Festivalorchester, dem Ukrainian Freedom Orchestra.

Als Turandot ist die führende Solistin der Ukrainischen Nationaloper Ludmila Monastyrska zu erleben, die bereits auf vielen internationalen Bühnen in Europa und anderen Kontinenten aufgetreten ist. Einen Tag darauf verirren sich in der Baltischen Oper im nahen Danzig Humperdincks „Hänsel und Gretel“ im Sommerwald, vor dem Zweiten Weltkrieg eines der hier am häufigsten gespielten Werke. Nicht zuletzt macht Festivalgründer Tomasz Konieczny damit auch gleich klar, dass es ihm keineswegs um ein elitäres Event geht, sondern dass er ein Festival für alle machen will – auch für die Urlauber am hinreißenden Ostseestrand.

Das Opernhaus in Danzig ist die zweite wichtige Spielstätte des Baltic Opera Festival
Das Opernhaus in Danzig ist die zweite wichtige Spielstätte des Baltic Opera Festival

Einen der Höhepunkte ganz anderer Art stellt in dieser Reihe auch das „Solidaritäts- und Freiheitskonzert“ mit Beethovens Neunter dar – gespielt in einer Werft im nahen Gdynia vom Ukrainian Freedom Orchestra. Die Werkshalle dient erstmals als Konzertort, und nicht zufällig fungiert Polens Ex-Präsident Lech Wałęsa als Schirmherr dieses besonderen Konzertes: Er gründete einst in der Danziger Werft die Gewerkschaft „Solidarność“, die 1989 auch in Polen maßgeblich zur politischen Wende beitrug.

Die Schirmherrschaft über das Baltic Opera Festival haben in diesem Jahr der Sprecher des Polnischen Sejm Szymon Hołownia, die Präsidentin des Deutschen Bundestages a. D. Prof. Dr. Rita Süssmuth und der Italienische Botschafter in Polen S. E. Luca Franchetti Pardo übernommen.

Das Festival verbindet also all das, was die Dreistadt Danzig-Sopot-Gdynia am meisten prägt: den Geist der Freiheit und der Solidarität. Und doch: Wenn man für einen Augenblick die bewegte Geschichte des außergewöhnlichen Ortes und die politische Aktualität vergisst – dann hört man das Rauschen des Meeres, das sich mit dem Rauschen des Waldes und dem Gezwitscher der Vögel vermischt, und was könnte schöner sein, als in dieser Symbiose der Naturgewalten hochkarätige Musik zu erleben?

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