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Geschärfte Sinne und neue Hörerfahrungen

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  • Geschärfte Sinne und neue Hörerfahrungen

Acht Brücken. Musik für Köln

Unter dem Motto „Musik Amnesie Gedächtnis“ untersucht das Festival „Acht Brücken. Musik für Köln“ die menschliche Wahrnehmung und neurologische Signalverarbeitung und nimmt die Musik als Erinnerungsspeicher ins Visier. Vom 29. April bis 8. Mai finden über fünfzig außergewöhnliche Konzerte an ganz besonderen Orten statt.



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Das Festival „Acht Brücken. Musik für Köln“ untersucht die menschliche Wahrnehmung und neurologische Signalverarbeitung und nimmt die Musik als Erinnerungsspeicher ins Visier. Unter dem Motto „Musik Amnesie Gedächtnis“ finden vom 29. April bis 8. Mai über fünfzig außergewöhnliche Konzerte an ganz besonderen Orten statt: Von der Kirche, die zu kontemplativem Versinken einlädt, über virtuelle Realitäten im Schlaflabor bis hin zur rauschhaften Verbindung zum Übersinnlichen im fünfstündigen Symposion.

Glückshormone pur

Neunzehn neue Werke unter anderem von Beat Furrer, Malika Kishino, Luís Antunes Pena, Marcus Schmickler und Francesca Verunelli sind wie gemacht dafür, den persönlichen musikalischen Erfahrungshorizont zu erweitern. Neben viel Neuem bietet das Festival 2022 auch wieder Vertrautes: Jazz, Vorträge und musikalische Appetithappen beim mittäglichen Lunch, spannende Projekte der freien Kölner Szene mit On@Acht Brücken sowie Konzerte von und mit Heranwachsenden im Rahmen des Education-Programms, so Louwrens Langevoort, Gesamtleiter, Geschäftsführer der Achtbrücken GmbH und Intendant der Kölner Philharmonie, in der Festivalbroschüre.

Louwrens Langevoort
Louwrens Langevoort

Beim Musikhören werden nicht nur Glückshormone ausgeschüttet, sondern auch das Gehirn arbeitet auf Hochtouren. Doch was passiert im Bewusstsein, wenn man sich an Musik erinnert? Und warum ist das musikalische Gedächtnis bei Demenzerkrankten nach wie vor intakt? Antworten darauf suchen die Künstlerinnen und Künstler mit ihren Kompositionen und Interpretationen. „Manchmal beziehen sie uns auch bewusst als Akteure in ihre Konzerte und Performances ein oder regen zum Selbststudium an, geben uns die Gelegenheit nachzuspüren, bewusst zu erleben, zu reflektieren“, schreibt Langevoort.

Neue Anreize für das Gehirn

Um Musik verstehen und genießen zu können, braucht es mitunter Erfahrung. Wie alle Sinne sucht auch das Gehör nach Vertrautem. Wer etwa asiatische Musik mit ihren mikrotonalen Intervallen zum ersten Mal hört, könnte seine Schwierigkeiten damit haben, sie zu verstehen. Wir können dann nicht auf unsere Erfahrung zurückgreifen und sind ohne Struktur. Deswegen überrascht es auch nicht, dass Beethovens Zeitgenossen sein spätes Opus 133 als „unverständlich, wie Chinesisch“ verurteilten. Gleichzeitig braucht das Gehirn immer neue Anreize. Und genau dieser spannungsreiche Wechsel zwischen Altbekanntem und Überraschendem feiert Acht Brücken.

Ensemble Musikfabrik
Ensemble Musikfabrik

Morton Feldman kam schon früh zu der Erkenntnis, „dass musikalische Formen und die damit verbundenen Prozesse im Grunde keine andere Funktion haben, als dem Gedächtnis zu dienen.“ Der amerikanische Komponist steht gleichzeitig im Fokus des Festivals. Ein wahres Happening wird das „Symposion. Ein Rausch in acht Abteilungen“ mit dem Klangforum Wien am 30. April in der Stadthalle Mülheim unter anderem mit Morton Feldmans „Atlantis“, Terry Rileys „Raum der Erinnerung“ und neuen Kompositionen von Alberto Posadas und Matthias Krüger. Im alten Griechenland verstand man unter einem Symposion keine akademische Konferenz, sondern ein geselliges Beisammensein. Wein diente als ein legitimes Mittel zur spirituellen Bewusstseinserweiterung. „Neben viel Musik werden Speisen und Getränke gereicht sowie bequeme Sitze und Futons zum Verweilen angeboten“, erklärt Langevoort, der die Veranstaltung moderieren wird.

Barockmusik und neue Töne müssen sich nicht ausschließen

Wer ganz tief im Klang versinken will, der kommt am 1. Mai auf seine Kosten. Im Freihafen wird der „Tag der Arbeit“ zum „Tag der Musik“: Schon am Vormittag trifft das cross-culture-Projekt MASAA auf interkulturell inspirierte neue Werke von Malika Kishino, Robert HP Platz und Peter Eötvös mit dem Ensemble Musikfabrik. Klänge, die das Trio Ruído Vermelho dann wieder aufnimmt. Übergänge verschwimmen, die einzelnen Konzerte treten in Beziehung zueinander. So gelingt im Tagesverlauf eine eindringliche thematische Verzahnung: Die musikalische Zeitreise des Ensemble Constantinople setzt sich im galaktischen „Leuchtstoffraum“ von Julian Rohrhuber und Volker Ossenkopf-Okada oder den „Erinneränderungen“ von Marcel Sijm und Niels Vermeulen fort – und das alles bei freiem Eintritt.

Saal der Kölner Philharmonie
Saal der Kölner Philharmonie

Dass sich Barockmusik und neue Töne nicht ausschließen, beweisen das Ensemble Resonanz unter der Leitung von Ondřej Adámek und der Cellisten Jean-Guihen Queyras. „Illusionen“ heißt ihr Konzert in der Kölner Philharmonie am 4. Mai, in dem sie ein Werk ihres Dirigenten sowie der Italienerin Francesca Verunelli mit Carl Philipp Emanuel Bach kombinieren. Zwei Tage später klingen Beatles-Sounds aus der Philharmonie, wenn der britische Multi-Instrumentalist, Komponist, Arrangeur und Bandleader Django Bates zum epochalen Album „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ ein Tribute-Konzert gibt. Und bevor auch schon wieder die Abschlussparty im Museum Ludwig stattfindet, lassen die Bochumer Symphoniker unter Tung-Chieh Chuang mal eben das gesamte Universum erklingen. Das war zumindest die etwas größenwahnsinnige Idee des amerikanischen Komponisten Charles Ives, der die ganze Welt in Töne fassen wollte. Vollendet hat er dieses ehrgeizige Projekt allerdings nie. Erst dank Johnny Reinhards überzeugender Bearbeitung von 1996 ist die „Universe Symphony“ als Gesamtkunstwerk eines kühnen Visionärs erlebbar und bietet dem Gehirn erneut frische Anreize.

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