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Festivalüberblick

Von den Bergen ans Meer

Wer den Weg nicht scheut, wird im August musikalisch im dänischen Kerteminde und in Riom in der Schweiz fündig

1252 Höhen- und 1174 Kilometer trennen die Festivalorte Riom und Kerteminde – und die Musikerlebnisse, die im Rahmen der dort beheimateten Festivals geboten werden, könnten unterschiedlicher nicht sein. Während man sich in der Schweiz den Weg zur Hauptspielstätte auf dem Julierpass mit körperlicher Anstrengung erarbeiten muss, kann man im dänischen Kerteminde vor dem Konzert die Füße ins Wasser baumeln lassen. Und wenn in Dänemark hochkarätige Kammermusik gemacht wird, lässt das Programm in Riom die Herzen der Theaterliebhaber höher schlagen.

Ein Theaterturm in den Bergen

Riom liegt zwischen hohen Bergen und saftigen Almwiesen. Der ganze Stolz des Bergdorfes, das kaum mehr als 300 Einwohner zählt, ist die monumentale Burg von 1227. 2006 wurde sie vom Churer Architekten Marcel Liesch renoviert und in ein Theater umgewandelt. Seitdem findet dort jährlich das „Origen Festival Cultural“ unter der künstlerischen Leitung von Giovanni Netzer statt. Oper, Tanz und Theater sollen in ihrer Ursprünglichkeit auf die Bühne gebracht werden, ganz im Sinne von „Origen“, das auf Rätoromanisch „Ursprung“ bedeutet. Traditionelles aus dem Engadin, gregorianische Gesänge, Parabeln über die sieben Todsünden oder Apokalyptisches aus dem Alten Testament – all dies findet hier einen Ort.

Von Mitte Juni bis Mitte August zieht die Commedia durch die Täler Graubündens. Tanzkompanien von St. Petersburg bis Wien werden diesmal erwartet und mit ihnen ihre Geschichten aus Russland. Die Welt ist Bühne, sagte Shakespeare. Origin ist Welttheater, sagen die Veranstalter. Dieses Welttheater bündelt seine Kräfte seit 2017 im neuen Turm auf dem Julierpass – weithin sichtbar strahlt das Rot des 30 Meter hohen Gebäudes mit den zehn aus Massivholzplatten zusammengesetzten Ecktürmen. Doch wird diese außergewöhnliche Spielstätte nur für drei Jahre zu erleben sein: Danach soll der Julierturm wieder verschwinden und das Gelände renaturisiert werden.

Einen Fuß im Wasser, einen im Konzertsaal

Beherrscht die schroffe Kulisse der Schweizer Alpen den Festivaleindruck in Riom, kann sich der Besucher des Kammermusikfestivals på Lundsgaard Gods Kerteminde über lieblichere, ja gefälligere Aussichten freuen. Nicht ohne Grund zieht es urlaubsreife Dänen zur Erholung häufig auf die malerische Insel Fünen, die zurecht als „Garten am Meer“ bezeichnet wird: Unberührte Natur und kilometerlange Küstenstrecken locken Wanderer, Strandfreunde und Angler gleichermaßen an. Doch auch musikalisch hat Kerteminde mit seinem Kammermusikfestival im beschaulichen Herrenhaus Lundsgaard Gods, in dem seit Jahrhunderten die Familie Iuel residiert, einiges zu bieten.

Gut Lundsgaard
Gut Lundsgaard © Sigersted/Wikimedia Commons

Gegründet wurde das Festival 2014 von den Musikern des Trio con Brio Copenhagen, Jens Elvekjaer (Klavier), Soo-Jin Hong (Violine) und Soo-Kyung Hong (Violoncello). Im restaurierten Konzertsaal des Kulturhauses Anexet sowie in der Kerteminder Kirche versammeln die drei künstlerischen Leiter bis Mitte August herausragende Musiker aus Europa sowie vielversprechende dänische Talente. Auf dem Programm stehen dabei die großen Kammermusikwerke, Seltenes und Modernes sowie ein Quizkonzert. Wer das Festival in vollen Zügen genießen möchte, mietet sich direkt in Kerteminde ein, lässt sich kulinarisch auf dem Hof des Herrenhauses verwöhnen und den Blick über die Bucht und den Garten am Meer schweifen. Oder geht zwischen den Konzerten zur Erfrischung einfach baden.

Die Festivaldaten im Überblick:

Origen Festival Cultural
18.6.–18.8.2018
Yuka Oishi, Sergei Polunin, Staats­ballett München, Tanzkompanien aus aller Welt u. a.
Riom, Julierpass, Engadin u. a.

Kammermusikfestival på Lundsgaard Gods Kerteminde
9.–12.8.2018
Sergey Malov, Andrej Bielow, Andreas Brantelid u. a.
Kerteminde

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