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Ultraschall Berlin – Festival für Neue Musik 2018

Wenn stilistische Bandbreite Geburtstag feiert

Vom 17. bis 21. Januar findet in der Hauptstadt zum 20. Mal das Festival Ultraschall Berlin statt, das vor allem durch eine Mischung aus Uraufführungen und Wiederaufnahmen besticht

vonIrem Çatı,

Das diesjährige Ultraschall Berlin Festival steht ganz im Zeichen der Geburtstage. Zum einen kann das Festival selbst auf zwanzig erfolgreiche Jahre in der Vermittlung Neuer Musik zurückblicken, zum anderen wird 2018 der hundertste Geburtstag von Bernd Alois Zimmermann begangen. Zu diesem Anlass eröffnet das Festival seine Jubiläumsausgabe mit dessen Orchesterprélude „Photoptosis“. Auch die Werke „Perspektiven“ und „Monologe“ für zwei Klaviere stehen auf dem Programm.

Auf die Balance kommt es an

Neben Wiederaufnahmen, wie denen von Zimmermann, wird es auch zahlreiche Ur- und Erstaufführungen geben. Die Balance zwischen bereits aufgeführten und noch nicht gespielten Werken der Neuen Musik macht einen Hauptaspekt des Festivals aus. In diesem Jahr haben die Veranstalter Wiederaufnahmen von Heinz Holliger oder Frederic Rzewski ins Programm genommen. „Wir möchten erleben, wie die Stücke heute wirken“, erklärt Andreas Göbel, Musikredakteur im Kulturradio vom rbb, im Gespräch. Gemeinsam mit Rainer Pöllmann von Deutschlandfunk Kultur hat er die Festivalleitung inne. „Uns interessiert, ob die Werke der jüngeren Vergangenheit ihre Zeit gehabt haben oder immer noch Relevanz besitzen.“

Ultraschall Berlin: Neue Musik in all ihren Facetten darstellen

Anhand aktueller und teilweise noch nicht aufgeführter Werke sollen vor allem die wesentlichen Entwicklungen zeitgenössischer Musik aufgezeigt werden. „Denn“, so sagt Göbel, „Neue Musik ist heute so vielschichtig wie noch nie, und es gehört zu unserem Auftrag, sie in ihren vielen Facetten darzustellen.“ Zu dieser Vielschichtigkeit trägt auch der junge israelische Komponist Yair Klatag bei, der in diesem Jahr im Fokus der Porträtreihe steht, die in Zusammenarbeit mit dem Berliner Künstlerprogramm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) durchgeführt wird.

„Yair Klartag ist ein junger Komponist, der gerade durchstartet und eine ganz große Selbstständigkeit aufweist“, so Göbel, „er komponiert für eine große Bandbreite an Besetzungen, daher haben wir uns dazu entschlossen, kein Porträtkonzert mit ausschließlich seinen Werken zu veranstalten, sondern mehrere seiner Stücke in verschiedenen Konzerten des Festivals aufzuführen“. Dazu zählt unter anderem die Uraufführung von „Goo-Prone“ mit dem Ensemble LUX:NM, die vorher nicht geplant war, sich aber ganz natürlich aus der gemeinsamen Zusammenarbeit ergeben habe.

Ensemble LUX:NM © Manuel Miethe
Ensemble LUX:NM © Manuel Miethe

Neue Musik. Neue Möglichkeiten.

Nicht nur in der Arbeit Klartags mit dem Ensemble LUX:NM zeigt sich, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen Komponisten und Interpreten ist, Neue Musik bietet im Allgemeinen eine ganz neue Zusammensetzung von Orchestern und Ensembles und damit verbunden neuen Kompositionsmöglichkeiten, um Werke für diese neuen Ensemblezusammenstellungen zu entwerfen. So hat Gérard Pesson die „Catch Sonata“ für das gleichnamige Trio Catch komponiert, das aus Violoncello, Klavier und Bassklarinette beziehungsweise Bassetthorn besteht. Genauso schrieb auch Isabel Mundry dem Trio das Werk „Sounds-Archaeologies“ auf den Leib, bei dem die Besonderheit darin liegt, dass die Klarinettenstimme laufend zwischen Klarinette und Bassetthorn wechselt.

Dass Neue Musik nicht zwangsläufig aus Tönen oder Melodien bestehen muss, zeigt das Ensemble hand werk. Das sechsköpfige Kammermusikensemble arbeitet mit Alltagsgegenständen, Verzerrern, Videoeinspielungen – praktisch allem, womit sich Geräusche und Klänge erzeugen lassen. „Wir haben jedes Jahr eine große stilistische Bandbreite“, sagt Göbel, „genau das ist das Besondere an unserem Festival.“

Das Festival Ultraschall Berlin eröffnet mit Zimmermanns „Photoptosis“:

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Mehr Informationen

Die Festivaldaten im Überblick:

Ultraschall Berlin – Festival für Neue Musik
Zeitraum: 17. – 21.01.18
Mitwirkende: Thomas Zehetmair, Carolin Widmann, Caleb Salgado, Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, LUX:NM, Trio Catch, Ensemble Nikel, hand werk, Evan Christ u. a.
Orte: Haus des Rundfunks, Pierre Boulez Saal, Radialsystem V, Heimathafen Neukölln, Hochschule für Musik „Hanns Eisler“, Kantine am Berghain

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