Lange graue Haare, ein langer Bart und auf dem Kopf ein Wikingerhelm – im ersten Moment muss Moondog selbst in den Straßen New Yorks einen ungewohnten Eindruck gemacht haben. Doch abgesehen von seinem Äußeren war es vor allem seine Musik, die den Künstler und Komponisten als „Viking of 6th Avenue“ zu einer der wichtigsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts machte.
1916 als Louis Thomas Hardin im US-amerikanischen Kansas geboren, verlor er mit sechzehn Jahren sein Augenlicht, als er eine Sprengkapsel fand und diese detonierte.
Der Schicksalsschlag brachte ihn zur Musik: In der Blindenschule lernte er verschiedene Instrumente spielen und verfasste erste eigene Werke in Brailleschrift. 1946 zog es ihn in den Big Apple, wo er als Straßenmusiker in der 6th Avenue zu einer lokalen Berühmtheit wurde. Sein Talent blieb nicht unentdeckt. So verkehrte er mit Leonard Bernstein und wohnte in einer Art Wohngemeinschaft mit dem Komponisten Philip Glass. Auf Einladung des Hessischen Rundfunks reiste Moondog 1974 nach Frankfurt und blieb bis zu seinem Tod 1999 in Deutschland.
Erhält zum 20. Todestag eine besondere Ehre: Moondog
Zu seinem 20. Todestag widmet ihm das Schleswig-Holstein Musik Festival eine eigene Reihe mit fünf Konzerten. Darin soll Moondog nicht im Rahmen einer klassischen Komponisten-Retrospektive, sondern als Künstlerpersönlichkeit und Inspirationsquelle vorgestellt werden. Denn mit seiner Musik, in der er neue Klangwelten entwickelte, aber auch einen Blick zurück in den Barock wagte, war und ist er bis heute für viele ein Vorbild. So auch für Stefan Lakatos, der Moondog 1980 kennenlernte und sich bis heute mit dem Spiel auf der Trimba, einem von Moondog erfundenen Perkussionsinstrument, für die Pflege und Verbreitung seiner Musik einsetzt. „Er war verspielt, warm und kreativ. Er hat immer geschrieben – Musik oder Gedichte“, sagt der Schwede über seinen Freund.
So schillernd, wie Moondog selbst war, sind auch die Spielstätten, in der die Konzerte stattfinden. Neben dem Thalia Theater, in dem die Pianistin Katia Labèque mit Tänzer Yaman Okur Werke Moondogs interpretiert, werden die Halle 424, das Uebel & Gefährlich, das Dockland und der Kunstverein Harburger Bahnhof bespielt. Wer sich jetzt noch fragt, woher der Name Moondog eigentlich kommt: Hardin benannte sich nach seinem Blindenhund, der wie kein anderer den Mond anbellte.