Etwas sperrig ist der Name ja schon: „Fürst von Metternich Konzert-Kubus“. Das Rheingau Musik Festival (RMF) hatte aber noch nie ein Problem mit Sponsorennamen, im Gegenteil: Dieses privat geführte, weitestgehend ohne die öffentliche Hand auskommende Musikfestival erwirtschaftet die Hälfte seines Etats über Sponsoren, die andere über die Eintrittsgelder. Und damit dieses seit mehr als dreißig Jahren etablierte Modell nach dem ausgefallenen Festivalsommer 2020 fortgesetzt werden kann, wurde eben jener Konzert-Kubus entwickelt. Es ist ein vom Festival-eigenen Technikpartner bst Becker Studio Technik GmbH entwickelter mobiler Konzertsaal, sogar mit der größte seiner Art. 45 Meter lang, zwanzig Meter breit, acht Meter hoch – er nimmt fast komplett den Cuvéehof von Schloss Johannisberg ein.
Das Schloss, malerisch in den Rheingauer-Hängen gelegen, ist seit Beginn an einer der Hauptspielorte, der Fürst von Metternich-Saal dort erlebte schon zahllose hochkarätige Kammermusikprogramme. Doch unter Corona-Auflagen ist er nicht sinnvoll nutzbar: Zu wenige Plätze bei Abstandsbestuhlung, die Eingänge gleichen einem Nadelöhr. Darum wurde für den angrenzenden Hof, der mal als Parkplatz, mal für Freiluftkonzerte genutzt wurde, eine Ausweichspielstätte geplant, und zwar eine, die sich sehen lassen kann: eine Konstruktion vor allem aus Holz, ein Gerüst aus Stahl, viele Zugänge, gute Belüftung. Zudem bietet die Schachbrett-Bestuhlung rund 580 Personen Platz.
Rheingau Musik Festival: Eine Investition in die Zukunft
350 000 Euro, so schätzt der RMF-Geschäftsführer Marsilius Graf von Ingelheim, wird das Projekt kosten – und das nach einem Komplettausfall-Sommer 2020. Doch es ist eine Investition in die Zukunft, der Kubus ist keine Notlösung für die Corona-Zeit. Mit ihm könne man ganz neue Festival-Orte erschließen, auch außerhalb des Rheingaus. Und auch Matthias Becker, der Technik-Planer, sieht sein in Sachen Raumakustik detailliert durchdachtes Projekt schon an anderen Orten brillieren: Als „Expo-Pavillon“ etwa oder „als wanderndes Objekt durch Hessen“.
Erst einmal aber wird der Konzert-Kubus in diesem Rheingau-Sommer seine Qualitäten unter Beweis stellen müssen. Einweihen wird ihn am 1. Juli die Pianistin Gabriela Montero mit einem russischen Programm und, wie stets bei ihr, eigenen Improvisationen.