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Porträt Ickinger Frühling 2019

Sechzehn klingende Saiten flankieren den Rhythmus moderner Poesie

Zum „Ickinger Frühling“ reisen vier Streichquartette und Slam-Poet Bas Böttcher an, um den Jubilar Beethoven schon vorab zu feiern.

vonTeresa Pieschacón Raphael,

Icking im schönen Isartal südlich von München. Ende des 19. Jahrhundert noch ein Dorf, wie ein Chronist berichtet, mit „235 Seelen, 350 Rindern und 80 Pferden“, in dem mit „Getreide, Rindvieh, Holz und Ziegel“ gehandelt wurde und wo man offenbar Bier wie Wasser trank: „jährlich rund 600 hl“. Im 20. Jahrhundert kamen die Künstler: D. H. Lawrence, der an der Seite seiner deutschen Geliebten Frieda von Richthofen 1912 in der Frühlingslandschaft zum Dichter wurde. Und Rainer Maria Rilke, der sich zwischen 1914 und 1915 in Icking aufhielt. Kaum einer weiß: In Icking lebte auch die Schriftstellerin Rosalie Braun-Artaria, eine Nachfahrin der Wiener Verleger-Dynastie Artaria, dessen Haus viele Kammermusikwerke von Mozart, Beethoven und Schubert herausbrachte.

So gesehen war es nur natürlich, dass sich hier mit dem „Ickinger Frühling“ eine veritable Kammermusikreihe etablierte. „Rund um München und in der Stadt gibt es natürlich Kammermusikabende“, sagt Birgitta Bohn, in deren Händen die Programmgestaltung des Festivals liegt. „Doch es gibt kein Festival, das sich ausschließlich dem Quartett widmet. Unser Vorbild ist der ‚Heidelberger Frühling‘ mit seinem Streichquartett-Fest“. An hochkarätigen Ensembles mangelt es ihr nicht. Kammermusik werde heute als Fach an den Hochschulen gelehrt. „Zu meiner Zeit“, erzählt die diplomierte Konzertgeigerin, „fristete die Gattung ein Nischendasein. Das Niveau heute ist sehr hoch“. Die Entscheidung aber, welches Ensemble dann tatsächlich im Konzertsaal des Rainer-Maria-Rilke-Gymnasiums auftritt, wird in „langen leidenschaftlichen Sitzungen“ des Vereins Klangwelt Klassik getroffen. Ein wichtiges Kriterium sei auch, dass ein Ensemble ein zeitgenössisches Werk mit im Gepäck hat.

Doric String Quartet
Doric String Quartet © George Garnier

Ickinger Frühling: Streichquartett gegen Slam-Poeten

Ab 22. März steht Icking für ein Wochenende wieder ganz im Zeichen der Musik. Jedes Ensemble wird mindestens ein Streichquartett von Beethoven spielen, denn „wir greifen dem Jubiläum 2020 vor“, sagt Bohn. Sie freut sich auf das temperamentvolle Quiroga Quartett, das sein Programm mit Werken von Alberto Ginastera abrundet, das Acies Quartett, das Alfred Schnittkes Streichquartett Nr. 3 im Programm führt und das britische Doric String Quartett mit dem dritten Streichquartett von Benjamin Britten. Mit großer Spannung wird das Kuss Quartett erwartet, das zweimal an diesem Wochenende auftreten wird. In einem Konzert wird es neben Beethovens Opus 59 Nr. 1 und Opus 135 die „Sieben Bagatellen“ musizieren, die der 81-jährige Aribert Reimann 2017 komponierte.

Zum Eröffnungskonzert kommt Slam-Poet Bas Böttcher nach Icking, der mit dem Kuss Quartett um Bach, Beethoven, Kurtág, Carter, Lachenmann und Adès wetteifern wird. Bohn, die bei der Abiturprüfung – natürlich – ein Rilke-Gedicht analysierte, staunt über solche Fertigkeiten. „Bei Slam-Poeten muss man hochkonzentriert und schnell sein, um die Anspielungen zu verstehen.“ Sie freut sich, dass Böttcher auch Workshops an beiden Gymnasien halten wird. Schließlich hat seine „Poetry-Slam-Fibel“, die er 2014 mit Wolf Hogekamp herausgab, längst Einzug in den Deutschunterricht gehalten – in der stillen Hoffnung, dass Slam-Texte die Schüler wieder für Lyrik begeistern.

Die Festivaldaten im Überblick:

Ickinger Frühling
22.-24.3.2019
Kuss Quartett, Cuarteto Quiroga, Acies Quartett & Doric String Quartet
Rainer-Maria-Rilke-Gymnasium Icking

Das Kuss Quartett wird zu Gast beim Ickinger Frühling sein:

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