Es hat seine Gründe, warum im Alpenland Festivals wie Edelweiß aus dem Boden schießen: Sie sind eine charmante Möglichkeit, Touristen anzulocken, die lieber spazieren als wandern und dem Skisport nicht allzu viel abgewinnen können. Einerseits. Andererseits finden sich ganz offenkundig genug musikbegeisterte Bewohner der Region, die nicht für jedes Konzert hunderte Kilometer auf der Straße oder den Schienen zurücklegen wollen. Und wenn es darum geht, Künstler für ihre Sache zu gewinnen, so haben Veranstalter den entschiedenen Vorteil, mit den Faktoren Entschleunigung und Naturnähe zu punkten.
In diese Kerbe schlagen auch Morris Wolf und Sergey Tanin. Im letzten Jahr feierten sie die Premiere ihres Festivals Musica Andeer im Schams in Graubünden. Sergey Tanin eröffnet denn auch in diesem Jahr das Festival als Kammermusikpartner des Violinisten Michael Barenboim mit Werken von Brahms, Schönberg und Boulez. Morris Wolf wiederum macht tags darauf von sich hören, wenn Tanin sein „Tin Toy for piano“ zur Uraufführung bringt. Ein Hammerklavier-Recital mit Kristian Bezuidenhout, ein Duo-Abend mit Anton Spronk (Cello) und Nathalia Milstein (Klavier) sowie das Abschlusskonzert mit Olivier Darbellay (Horn), Noëlle-Anne Darbellay (Violine) und Stefan Wirth (Klavier) runden das Kammermusikfestival in Andeer ab.