Olivier Messiaens „Quartett auf das Ende der Zeit“ ist eines der am meisten aufgeführten Stücke des 20. Jahrhunderts. Gleichzeitig blickt es auf eine tragische Entstehungsgeschichte zurück. Am 15. Januar 1941 wurde das Quartett uraufgeführt. Der Ort: Baracke 27B im Stalag VIII. In diesem Görlitzer Stammlager komponierte Messiaen das Werk während seiner Gefangenschaft. Mit drei weiteren Inhaftierten studierte er es ein und präsentierte es vor Insassen und Wärtern in der „Theaterbaracke“. Inzwischen steht dort ein modernes Gebäude, das Europäische Zentrum für Erinnerung, Bildung und Kultur „Meetingpoint Music Messiaen“.
Im Gedenken an Olivier Messiaen
Die Geschichte dieses Lagers, in dem 120.000 Menschen zwischen 1939 und 1945 inhaftiert waren, soll nie in Vergessenheit geraten. Ebenso wenig wie die bedeutsame Uraufführung des „Quatuor pour la fin du temps“, das seit 2008 am Jahrestag an diesem Ort gespielt wird. Die Gründung der Internationalen Messiaen Tage im letzten Jahr verstärken das Gedenken an den Komponisten, für den die Musik ein Mittel war, um hinter Stacheldraht bei Hunger und Kälte überleben zu können.
Im Rahmen des Festivals werden an vier Tagen Konzerte, darunter mehrere Uraufführungen, wissenschaftliche Vorträge und historische Führungen zum ehemaligen Kriegsgefangenenlager Stalag VIII A stattfinden. Doch wie geriet Messiaen überhaupt an diesen Ort?
Geschichte einer Gefangenschaft
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde der 1908 in Avignon geborene Komponist zum Militärdienst einberufen. Da er keine militärische Ausbildung besaß, wurde er als einfacher Soldat in der Zitadelle Vauban in der Nähe Verduns eingesetzt. Am 20. Juni 1940 geriet seine Wachmannschaft kampflos in deutsche Kriegsgefangenschaft. Doch er konnte entkommen: Nach dem Sturz des Vichy-Regimes durften französische Sanitäter aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehren.
Auch Soldaten-Musikern war dieses Privileg zuerkannt. Die Kommandanten des Lagers waren fälschlicherweise der Meinung, Messiaen sei unbewaffnet als Soldaten-Musiker in Gefangenschaft geraten. Zudem kannte die Lagerleitung in Görlitz seinen Ruf als Komponist und Musiker. Messiaen fälschte daraufhin kurzerhand seinen Ausweis und durfte so nach acht Monaten Gefangenschaft in seine Heimat zurückkehren.
„Quartett auf das Ende der Zeit“ von Olivier Messiaen:
Die Festivaldaten im Überblick:
Internationale Messiaen Tage Görlitz-Zgorzelec
Zeitraum: 12. – 15.1.2018
Mitwirkende: Sinfonietta Dresden, Duo Liepe, Franz Danksagmüller, Lutosławski Quartet u. a.
Ort: Görlitz-Zgorzelec