Festspieleröffnungen müssen nicht immer mit Pomp, Glanz und Gloria vonstatten gehen – ober besser: nicht nur. Denn natürlich sind eine Anne-Sophie Mutter, ein Fabio Luisi und eine Philharmonia Zürich, die das erste Konzert der Dresdner Musikfestspiele bestritten, allesamt eine Kategorie für sich. Mit Tōru Takemitsus „Nostalghia“ und Max Bruchs Violinkonzert breitete Mutter ein prächtiges Spektrum an Klangfarben aus, ehe Fabio Luisi und sein Zürcher Orchester mit Brahms’ vierter Sinfonie mitreißend zwischen apollinischem Feinsinn und feuriger Ekstase oszillierten.
Darüber hinaus jedoch war der Abend ein Zusammentreffen von Freunden. Anne-Sophie Mutter ist seit über zwanzig Jahren prägende Künstlerin der Musikfestspiele, und Fabio Luisi stand als einstiger Chefdirigent der Staatskapelle Dresden schon entsprechend oft am Pult der Semperoper, wo die Eröffnung stattfand. Außerdem hat es seine Gründe, dass Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert und der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler in ihren Eröffnungsreden die wichtigsten Gäste des Abends zwar in aller Förmlichkeit begrüßten, indes den Festspielintendanten bemerkenswert vertraut mit „lieber Jan Vogler“ ansprachen. Der umtriebige Cellist ist eben mit Sachsens Landeshauptstadt eng verbunden (von 1984 bis 1997 war er Mitglied der Staatskapelle, 1993 rief er außerdem das Moritzburg Festival nördlich von Dresden ins Leben), und mit Horst Köhler reiste Vogler einst als deutscher Kulturbotschafter nach Südkorea.
Besuch aus Hollywood
Der Bundespräsident a.D. kristallisierte denn auch die wahre Bedeutung der Dresdner Musikfestspiele heraus: Das aufwändig wiederaufgebaute und herausgeputzte Stadtbild zeige zwar, wie sehr Dresden floriere, doch sei es am Ende nur eine Hülle. Erst kulturelle Veranstaltungen wie die Musikfestspiele würden die Stadt und deren Schönheiten zum Leben erwecken. Schon bald nach der Festivalgründung mitten im Kalten Krieg konnten die Veranstalter die weltweite Klassikelite für sich gewinnen, ganz gleich, ob sie nun von diesseits oder jenseits des Eisernen Vorhangs kamen.
Im Laufe der Zeit wuchsen die Festspiele sowohl in qualitativer wie auch quantitativer Hinsicht, und so stehen auf dem Programm der Jubiläumsausgabe des Festivals, das in diesem Jahr zum 40. Mal stattfindet, sechzig Veranstaltungen mit 21 Orchestern und 69 Solisten, die nicht nur aus dem musikalischen Bereich kommen. Mit Bill Murray ist sogar Hollywood vertreten, wobei auch in diesem Fall ein persönlich-freundschaftlicher Bezug nicht von der Hand zu weisen ist: Einst bat Jan Vogler am Flughafen einen Herrn, kurz sein Cello zu halten. Wenig später entpuppte sich dieser Herr erst als Voglers Sitznachbar im Flugzeug und dann auch noch als jener Hollywood-Schauspieler, der nun einen Abend in Dresden bestreiten wird.
Die Festivaldaten im Überblick:
Dresdner Musikfestspiele
Zeitraum: 18.5.–18.6.2017
Künstler: Diana Damrau, Jan Lisiecki, Anne-Sophie Mutter, Anna Prohaska, Herbert Schuch, Bill Murray u. a.
Ort: Dresden