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Donaueschinger Musiktage 2021

Schon alt und doch immer wieder neu

Die Donaueschinger Musiktage feiern 100-jähriges Jubiläum.

vonJulia Hellmig,

Auch für ein Festival der Avantgarde lohnt sich der Blick zurück: Vor hundert Jahren fanden am 31. Juli 1921 die ersten Donaueschinger Musiktage statt. Damit sind sie das älteste Festival für Neue Musik und jährlicher Treffpunkt für aufgeschlossene Musikfreunde aus aller Welt. Es gab waghalsige Experimente, geschichtsträchtige Uraufführungen und handfeste Skandale. In den Goldenen Zwanzigern verhalf Paul Hindemith den Musiktagen zu ihrem anziehenden Ruf, der die Bürgerlichkeit schockierte und die Avantgarde anlockte. Dabei wollte die Gesellschaft der Musikfreunde Donau­eschingen lediglich ein „kleines Musikfest“ für junge Talente gründen. Der Vorschlag stieß bei Heinrich Burkhard, dem Fürstlich Fürstenbergischen Musikdirektor, auf offene Ohren. Kurz darauf tummelten sich Alois Hába, Anton Webern und Arnold Schönberg in der Residenzstadt am Rande des Schwarzwalds.

Umschlagplatz für die zunehmend kritisch hinterfragte Gattung „Neue Musik“

Seit 1950 trägt der SWR die künstlerische Verantwortung. Der Sender erweiterte durch die Mitwirkung seiner Orchester nicht nur das Spektrum um groß besetzte Werke, sondern bietet mit seinen jährlichen Kompositions­aufträgen die Möglichkeit, Werke abseits von Verkaufszahlen einem internationalen Publikum zu präsentieren. Selbst wenn inzwischen nicht mehr mit großen Eklats zu rechnen ist, sind die Musiktage noch immer ein Umschlagplatz für die in den letzten Jahren zunehmend kritisch hinterfragte Gattung „Neue Musik“. Politische Bezüge, performative Werke und interkulturelle Dialoge bestimmen das Programm des seit 2014 von Björn Gottstein geleiteten Festivals, der nach dem Jubiläum zur Ernst von Siemens Musikstiftung wechselt.

Das Jubiläumsprogramm umfasst 16 Konzerte mit 27 Uraufführungen, von Kammermusik über Musiktheater bis hin zu Open-Air-Veranstaltungen, acht Klanginstallationen und eine Ausstellung an sieben verschiedenen Orten. Einige Konzerte, Performances, Diskussionen und Vorträge sind Teil des Forschungsprojekts „Donaueschingen global“, das zeitgenössische Musik im außereuropäischen Kontext reflektiert. Auch wird manches legendäre Werk zu hören sein wie etwa Pierre Boulez’ „Polyphonie X“, das bei seiner Uraufführung auf so viel Unverständnis stieß, dass der Komponist es zurückzog.

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Donaueschinger Musiktage 2019

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